Geschichts­for­schung oder Ideologie?


Das Geld und die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on: Geschichts­for­schung ver­sus Ideo­lo­gie und «crea­ti­ve writing»

Eini­ge Fra­ge­zei­chen zur his­to­ri­schen For­schung, aus­ge­hend von der Lek­tü­re eines Buches von Rebec­ca Spang

Von Paul Huber

Das Erschei­nungs­da­tum des Buches, das mich zu den Gedan­ken die­ses Tex­tes moti­vier­te (oder man könn­te eher sagen: pro­vo­zier­te), ist nicht aktuell: 

Rebec­ca Spang: Stuff and money in the French Revo­lu­ti­on, Har­vard Uni­ver­si­ty Press, 2015

Im Times Lite­ra­ry Sup­ple­ment hat­te ich damals zwar eine Bespre­chung des Buches gele­sen[1], aber die­se zur Sei­te gelegt und das Buch danach ver­ges­sen, weil ich mich in jenem Moment mit ande­ren The­men beschäf­tig­te. Erst als ich mich in jün­ge­rer Zeit ver­tieft mit der Finanz­ge­schich­te des Anci­en Régime und der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on aus­ein­an­der­setz­te, tauch­te der Titel wie­der auf. Ich habe das Buch nun gele­sen, und ich kann nicht umhin, mei­ne Lese­ein­drü­cke ver­tieft wiederzugeben. 

Manch­mal stau­ne ich, was für dürf­ti­ge Bücher im Fach­be­reich Geschich­te heu­te ver­öf­fent­licht wer­den, von renom­mier­ten Ver­la­gen wie im vor­lie­gen­den Fall der Har­vard Uni­ver­si­ty Press, und mit was für wis­sen­schaft­lich frag­wür­di­gen For­schungs­bei­trä­gen man heu­te eine Pro­fes­sur inne­ha­ben kann (Rebec­ca Spang ist Pro­fes­so­rin am Histo­ry Depart­ment der India­na Uni­ver­si­ty in Bloo­ming­ton, India­na). Dies ist eines von vie­len ver­gleich­ba­ren Büchern, die ich eher zur Spar­te «crea­ti­ve wri­ting» zäh­len wür­de als zur Spar­te seriö­ser For­schung. Die Autorin asso­zi­iert belie­big in der Gegend her­um, ver­gleicht alles mit allem, um so Sinn zu gene­rie­ren, macht vie­le gelehr­te Bezü­ge, die meist im Belie­bi­gen ver­blei­ben, von ihrem eigent­li­chen The­ma aber ver­steht sie reich­lich wenig. 

Eine ähn­li­che Art von Schrei­ben fällt mir auch in ande­ren Fach­be­rei­chen auf. Vor allem in den Geis­tes­wis­sen­schaf­ten begeg­ne ich die­ser Art von aka­de­mi­schem «Feuil­le­to­nis­mus» immer wie­der, etwa in der Phi­lo­so­phie oder in der Kunst­ge­schich­te. Nur bin ich in die­sen ande­ren Fächern zu wenig bewan­dert, um dar­über eine fun­dier­te Kri­tik schrei­ben zu kön­nen. Rebec­ca Spang aber schreibt ein Buch im Fach Geschich­te, das mir ver­traut ist, und über ein The­ma, in dem ich mich zuhau­se füh­le und wo ich einen recht guten Über­blick über die Lite­ra­tur und den Stand der For­schung habe[2], wes­halb ich mir in die­sem Fal­le ein begrün­de­tes sach­kom­pe­ten­tes Urteil zutraue. Des­halb will ich mich anhand gera­de ihres Buches – im Sin­ne eines exem­pla­ri­schen Bei­spiels — ein­mal ver­tieft mit die­ser Art von frag­wür­di­gem aka­de­mi­schem Stil befas­sen, der mir wie ein all­ge­mei­ner Trend erscheint. Dabei ist es unab­ding­bar, auch eini­ge län­ge­re Zita­te aus dem Buch wie­der­zu­ge­ben, um die unschar­fe und unkla­re, ja viel­fach belie­bi­ge Art der Argu­men­ta­ti­on und des Den­kens nach­voll­zieh­bar zu machen. Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­lich gespro­chen könn­te man das Fol­gen­de als eine Art von «clo­se rea­ding» bezeich­nen. Unab­ding­bar ist dabei auch, auf eini­ge inhalt­li­che Aus­sa­gen Spangs zur Geld- und Wäh­rungs­ge­schich­te ver­tieft ein­zu­ge­hen, um die­se auf ihren Wahr­heits­ge­halt und ihre Wis­sen­schaft­lich­keit zu über­prü­fen, denn in die­ser Hin­sicht weist Spangs Buch erheb­li­che Defi­zi­te auf. 

Bele­sen­heit oder «name dropping»?

Die belie­bi­gen Ver­wei­se und Zita­te fan­gen schon in der Ein­lei­tung von Spangs Buch an, wobei vie­le der genann­ten Namen in kei­ner­lei Zusam­men­hang mit dem The­ma des Buches ste­hen. Viel­mehr gewinnt man den Ein­druck, dass es eher eine Art «box ticking» ist, ein Ankreu­zen von Käst­chen, um durch die Nen­nung der «rich­ti­gen» Namen die rich­ti­ge Gesin­nung zu mar­kie­ren, und um durch die Viel­falt der Zita­te und Ver­wei­se gleich­zei­tig den Ein­druck von Gelehr­sam­keit zu ver­mit­teln. Die Rei­he der Namen, die allein schon auf den 18 Sei­ten der Ein­lei­tung zitiert wer­den, ist lang: Keynes, Marx, Thuky­di­des, die Enzy­klo­pä­dis­ten Dide­rot und D’Alembert, David Hume, Adam Smith, Cond­or­cet, Roland Bar­thes, Lou­is Alt­hus­ser, John Locke, Judith But­ler, das Autoren­duo Michel Agli­et­ta und André Orlé­ans, der Baron d’Holbach, der Comte de Mira­beau, Max Weber, Andrew Dick­son White, Mar­cel Mari­on (Autor einer Finanz­ge­schich­te Frank­reichs), Edmund Bur­ke, Clai­re Crow­s­ton, Tom Kai­ser, Micha­el Kwass, Micha­el Sonen­scher, Fran­çois Furet, Tho­mas Pai­ne, der Comte d’Antraigues, Arthur Young, Charles Dickens, Ernest Lab­rous­se, Dani­el Mor­net, Alexis de Toque­ville, John Mar­koff — eini­ge wei­te­re mag ich viel­leicht über­se­hen haben. Dies nur die Namen im eigent­li­chen Text der Ein­lei­tung, die zuge­hö­ri­gen Fuss­no­ten bzw. Anmer­kun­gen geben noch zusätz­li­che Namen her, unter vie­len ande­ren taucht hier zum Bei­spiel auch der­je­ni­ge von Sla­voj Žižek auf – was erlaubt, ein wei­te­res Käst­chen abzu­ha­ken und einen wei­te­ren Gesin­nungs- und Bele­sen­heits-Mar­ker zu set­zen, obwohl auch in die­sem Fall der Zusam­men­hang mit dem The­ma nicht ein­sich­tig ist.

Der Umgang mit ande­rer Forschung

Das «name drop­ping» und die belie­bi­gen Ver­wei­se und Zita­te sind das eine. Stos­send ist aber auch der Umgang mit den For­schungs­ar­bei­ten ande­rer. Spangs Urtei­le über die­sel­ben sind oft frag­wür­dig oder gar schlicht falsch, wobei sie ger­ne gene­ra­li­sie­ren­de Urtei­le im Stil von eigent­li­chen Rund­um-Schlä­gen abgibt. Zur For­schung über die Assi­gna­ten sagt Rebec­ca Spang zum Beispiel: 

«Yet near­ly all exis­ting scho­lar­ship on the sub­ject igno­res ques­ti­ons of sove­reig­n­ty and gover­nan­ce and ins­tead tre­ats the assi­gnats as a test case for eco­no­mic poli­cy.» (S. 9). 

Die Aus­sa­ge ist falsch, die Lite­ra­tur ist voll von Beschrei­bun­gen der poli­ti­schen Vor­aus­set­zun­gen und Beweg­grün­de für die Schaf­fung der Assi­gna­ten. Aber die Autorin schützt sich schlau, indem sie das Wort “near­ly” ein­fügt. Sol­che Taschen­spie­ler­tricks fin­den sich immer wie­der, zur Rela­ti­vie­rung der eige­nen Aus­sa­gen wie auch der Aus­sa­gen anderer. 

Ähn­li­che gene­ra­li­sie­ren­de, unge­naue und viel­fach fal­sche «Beur­tei­lun­gen» der For­schungs­ar­bei­ten ande­rer fin­den sich bei Spang zuhauf. Ein wei­te­res Beispiel: 

«In the gre­at bulk of work on the ‘ori­g­ins of the French Revo­lu­ti­on’, revo­lu­tio­na­ry events them­sel­ves seem never actual­ly to hap­pen. Focu­sed as they are on eigh­te­enth cen­tu­ry inno­va­tions, the­se stu­dies tre­at revo­lu­ti­on more or less as an aftert­hought.» (S. 53). 

Man fragt sich, auf wel­che Bücher über die Ursa­chen und Hin­ter­grün­de der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on sich Rebec­ca Spang hier bezieht. Nimmt man zum Bei­spiel das Buch von Wil­liam Doyle, «Ori­g­ins of the French Revo­lu­ti­on»[3], zur Hand, so kann man nicht nur nach­le­sen, wel­che Ent­wick­lun­gen der Revo­lu­ti­on vor­aus­ge­gan­gen waren und die­se beein­flusst haben, son­dern auch wie die Ereig­nis­se des Jah­res 1789 kon­kret ablie­fen. Wenn ein­zel­ne For­schungs­ar­bei­ten bestimm­te Aspek­te des Anci­en Régime ver­tieft unter­such­ten, ohne dabei immer gera­de auf die Revo­lu­ti­on ein­zu­ge­hen, so haben doch gera­de erst die­se ver­tief­ten Unter­su­chun­gen bes­ser ver­ständ­lich gemacht, wor­in das Neue der Revo­lu­ti­on bestand und wie­so bzw. aus wel­chen Vor­aus­set­zun­gen es über­haupt zu der explo­si­ons­ar­ti­gen Ent­la­dung der Revo­lu­ti­on kam, aber auch wel­ches die Kon­ti­nui­tä­ten waren. (Auch im oben zitier­ten Pas­sus gebraucht Spang übri­gens ihren übli­chen Trick, indem sie den unschar­fen Begriff «the gre­at bulk» ein­fügt, um ihren eige­nen Angriff selbst nicht angreif­bar zu machen.) 

Noch ein Bei­spiel der ober­fläch­li­chen Kri­tik ande­rer Forschungsarbeiten:

«His­to­ri­ans have heret­ofo­re rare­ly noted the role play­ed by the free-mar­ket illu­si­on in radi­cal­i­zing the Revo­lu­ti­on.» (S. 205). 

Auch die­se Aus­sa­ge ist unrich­tig. Die Rol­le, wel­che Ideen vom frei­en Markt und von Eigen­tums­rech­ten in der Revo­lu­ti­on gespielt haben, wird von vie­len Autoren sehr wohl beschrie­ben. Aber auch hier schützt sich die Autorin schlau, indem sie das Wort “rare­ly” ein­fügt. Nebst der unbe­grün­de­ten Behaup­tung bringt die Autorin hier zudem noch die abwer­ten­de Bezeich­nung der «Illu­si­on» an. Die Ideen vom frei­en Markt als «free-mar­ket illu­si­on» zu bezeich­nen, ist eine ideo­lo­gi­sche a prio­ri-Posi­ti­on, die sie nir­gends wei­ter begrün­det. Ein wei­te­rer Gesin­nungs-Mar­ker halt. 

Man fragt sich, ob die her­ab­las­sen­de Beur­tei­lung ande­rer For­schungs­ar­bei­ten etwas zu tun hat mit der heu­ti­gen Art des «over-sel­ling» bzw. Selbst-Mar­ke­ting, wo man stets laut­hals jede klei­ne eige­ne Idee als gross­ar­ti­ge neue Erkennt­nis – als «dis­rup­ti­on» – ver­kün­den muss, um sich um jeden Preis von ande­ren abzu­set­zen und als her­vor­ra­gend und ein­zig­ar­tig dazu­ste­hen. Eine Atti­tü­de, die mit der Zeit ermü­det und die Dürf­tig­keit von Spangs eige­nen «neu­en» Erkennt­nis­sen nicht wirk­lich übertüncht. 

Feuil­le­to­nis­mus

Stö­rend sind auch die vie­len wich­tig­tue­ri­schen, aber in der Aus­sa­ge hoh­len und oft fal­schen Sät­ze, wie sie in dem Buch zahl­los zu fin­den sind. Ein typi­sches Beispiel: 

«Though both are cen­tral to any histo­ry of the Revo­lu­ti­on, indeb­ted­ness and tem­po­ra­li­ty have rare­ly been brought into the same nar­ra­ti­ve frame­work.» (S. 17)

Hat jemand schon mal irgend­ei­nen Auf­satz oder ein Buch über das The­ma Ver­schul­dung gele­sen, das nicht gleich­zei­tig von der zeit­li­chen Fäl­lig­keit der Schuld (also einer Form von «tem­po­ra­li­ty») rede­te? Oder meint die Autorin etwas ganz ande­res? Aber was ande­res meint sie denn? Klä­ren tut sie dies nir­gends. Ähn­li­che Äus­se­run­gen kom­men immer wie­der vor. Es ist, als unter­lä­ge sie einem Zwang, immer neue wohl­tö­nen­de, im Grun­de aber lee­re For­mu­lie­run­gen zu machen – Feuil­le­to­nis­mus eben. Dass auch im obi­gen Zitat wie­der ein impli­zi­ter Vor­wurf gegen ande­re For­schungs­ar­bei­ten mit­schwingt, die nur sel­ten («rare­ly») das von Spang Gewünsch­te the­ma­ti­siert haben sol­len, gehört mit zum Bild. 

Ein typi­sches Bei­spiel für Spangs frei­es Asso­zi­ie­ren, das nach der tief­sin­nig schei­nen­den For­mu­lie­rung sucht, aber einen kla­ren Gedan­ken oder eine kla­re Aus­sa­ge ver­mis­sen lässt, ist auch der fol­gen­de Satz: 

«Much as the Mor­te d’Arthur is a romance about the death of Arthur, a ‘mort-gage’ was a gage (that is, a pled­ged item) that was mort (or dead).» (S. 35). 

Was ist der Gewinn die­ser Gegen­über­stel­lung? Was bringt es, den Titel der eng­lisch­spra­chi­gen spät­mit­tel­al­ter­li­chen Kom­pi­la­ti­on von alt­fran­zö­si­schen und mit­tel­eng­li­schen Erzäh­lun­gen der Arthus-Sage, erstellt von Tho­mas Mal­ory und erst­mals publi­ziert im Jahr 1485, und ein Finanz­in­stru­ment des Anci­en Régime mit­ein­an­der in Bezie­hung zu set­zen? Der Gewinn ist null, aber die Gegen­über­stel­lung soll wohl einen wei­te­ren Gelehr­sam­keits-Mar­ker plat­zie­ren. Es ist ein Bei­spiel (unter vie­len) für die Nei­gung der Autorin, belie­big zu asso­zi­ie­ren und alles mit allem zu ver­glei­chen, um Sinn und Tie­fe zu simu­lie­ren. Spang ver­wech­selt Wort­spie­le­rei­en mit Erkenntnis. 

In den Zei­len unmit­tel­bar vor obi­gem Zitat macht Spang zudem den Vor­wurf an die His­to­ri­ker, dass die­se «oft» (man mer­ke wie­der die Rela­ti­vie­rung, um den eige­nen Angriff unan­greif­bar zu machen) den Begriff «hypo­thè­que» falsch als eng­lisch «mor­tga­ge» über­setzt hät­ten, was aber nach der fran­zö­si­schen Rechts­kul­tur jener Zeit dia­me­tra­le Gegen­sät­ze sei­en (S. 35). Eine Behaup­tung, die ich beim bes­ten Wil­len nicht nach­voll­zie­hen kann, und für wel­che sie selbst kei­ner­lei wei­te­re Erläu­te­run­gen oder Bele­ge gibt. 

Unver­traut­heit mit dem Forschungsgegenstand

Wirk­lich stos­send aber ist, dass auch vie­le sach­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma Geld und Wäh­rung – dem eigent­li­chen The­ma von Spangs Buch – schlicht falsch sind. Ich stau­ne, wie man ein Buch über “Money” schrei­ben kann, ohne von Wirt­schaft, Geld oder Wäh­rung ver­tief­te Kennt­nis­se zu haben. 

Ein ers­tes Bei­spiel: Rebec­ca Spang sagt, bei den Leib­ren­ten des Anci­en Régime habe es sich um “short-term debt” (!) gehan­delt (S. 19–20). Eine Schuld, deren Lauf­zeit über die gan­ze Lebens­zeit der Ren­ten­neh­mer («ren­tiers»), die die Ren­te gezeich­net haben, dau­ert, soll eine kurz­fris­ti­ge Schuld sein? Hat Rebec­ca Spang die von ihr zitier­ten Bücher über­haupt gele­sen? Denn ein­heit­lich, und in Über­ein­stim­mung mit den Fak­ten, behan­deln die­se die Leib­ren­ten als «long-term debt»[4]. Ich stau­ne, dass nicht ein­mal der Lek­tor eines wis­sen­schaft­li­chen Uni­ver­si­täts-Ver­la­ges (das Buch ist erschie­nen bei Har­vard Uni­ver­si­ty Press!) dies kor­ri­giert, son­dern das ein­fach durch­winkt. Noch stö­ren­der sind die unge­lös­ten Wider­sprü­che in Spangs eige­ner Argu­men­ta­ti­on, wenn sie an ande­rer Stel­le (S. 16) selbst davon spricht, dass gemäss einer Berech­nung von 1790 die Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen des fran­zö­si­schen Staa­tes für sei­ne Staats­schul­den, bestehend mehr­heit­lich aus ewi­gen Ren­ten und Leib­ren­ten, bis min­des­tens im Jahr 1822 ein fes­ter Bestand­teil des Staats­bud­gets blei­ben wür­den. Ist dies eine Lauf­zeit für «short-term debt»?[5]

In Bezug auf die Leib­ren­ten (frz. «ren­tes via­gè­res») gibt Spang im Übri­gen eine Argu­men­ta­ti­on, die absurd anmutet: 

«It was also wide­ly asser­ted that ren­tes via­gè­res by their very natu­re were con­tracts that could not be reim­bur­sed; they were, after all, life-time invest­ments. Retur­ning the amount ori­gi­nal­ly given would mean pre­ma­tu­re­ly ending the life of the ren­teand, by impli­ca­ti­on, that of the inves­tor (or whoe­ver had been named as the ‘head’ in the con­tract).» (S. 72)

Anders als ewi­ge Ren­ten (frz. «ren­tes per­pé­tu­el­les») waren Leib­ren­ten tat­säch­lich nicht künd­bar, aber das hat nichts damit zu tun, dass bei vor­zei­ti­ger Kün­di­gung das Leben des Ren­ten­neh­mers eben­falls zu Ende gewe­sen wäre. Wie kommt Spang zu so einer absur­den Idee? Sol­che Sät­ze gehö­ren defi­ni­tiv in die Rubrik «crea­ti­ve wri­ting cour­se»! Die ver­trag­li­che Leis­tung lief ganz ein­fach bis zum Tod des Ren­ten­neh­mers, wie dies bei heu­ti­gen Ren­ten der Fall ist. 

Spang über das Geld der ein­fa­chen Leute

Ein ande­res Bei­spiel man­geln­der tech­ni­scher Ver­traut­heit mit der Mate­rie ist Spangs Behaup­tung zu den Pro­duk­ti­ons­kos­ten von Klein­geld­mün­zen mit gerin­gem Nomi­nal­wert. Die­se wären ver­schwin­dend klein und somit unbrauch­bar bzw. kaum her­stell­bar gewe­sen, sofern sie nur aus Edel­me­tall bestan­den hät­ten. Spang schreibt: 

«[….] Made from various alloys, the lowest deno­mi­na­ti­on coins rou­ti­ne­ly had face values that excee­ded the mar­ket worth of the metals com­po­sing them. [….] Mixing the sil­ver with ano­ther metal, such as cop­per, made it pos­si­ble to gene­ra­te lar­ger coins with the same sil­ver con­tent, but it also requi­red a far more ela­bo­ra­te and expen­si­ve pro­duc­tion pro­cess. So whe­re­as mint mas­ters and the sta­te made money on the min­ting of gold and sil­ver coins, they lost it on small chan­ge, which was the­r­e­fo­re only pro­du­ced under pres­su­re and as a sort of ‘public ser­vice’ or wel­fa­re mea­su­re.» (S. 145f.)

Wahr ist, dass Mün­zen von gerin­gem Nenn­wert schon seit je nicht aus rei­nem Sil­ber her­ge­stellt wur­den, da eine sol­che Mün­ze viel zu klein gewe­sen wäre. Sie wur­den her­ge­stellt in einer Legie­rung aus mehr­heit­lich nicht­ed­lem Metall (v.a. Kup­fer) mit Bei­fü­gung einer nur gerin­gen Men­ge an Sil­ber (soge­nann­te «bil­lon»-Mün­zen), ja teils sogar aus rei­nem Kup­fer oder aus Bron­ze. Dies war schon bei den Römern der Fall gewe­sen, eben­so im Mit­tel­al­ter und auch im 18. Jahr­hun­dert, um das es hier geht. Klein­geld­mün­zen waren seit je soge­nann­te Schei­de­mün­zen, d.h. Mün­zen, deren Metall­wert weit gerin­ger ist als ihr Münzwert. 

Falsch ist jedoch Spangs Behaup­tung, dass der Pro­zess zur Her­stel­lung von Klein­geld­mün­zen aus nicht­ed­lem Metall viel auf­wän­di­ger und teu­rer gewe­sen sei als der Her­stel­lungs­pro­zess von Edel­me­tall-Mün­zen. Der – weit­ge­hend manu­el­le — Her­stel­lungs­pro­zess war grosso modo für alle Mün­zen iden­tisch, nur mach­ten die Her­stel­lungs­kos­ten pro Geld­stück bei einer nie­der­wer­ti­gen Mün­ze logi­scher­wei­se einen viel grös­se­ren Anteil ihres Münz­wer­tes aus als bei einer hoch­wer­ti­gen Edel­me­tall-Mün­ze. Gera­de des­halb, weil die Obrig­keit die Pro­duk­ti­ons­kos­ten der Mün­zen nicht über­neh­men woll­te, lag der intrin­si­sche Wert (der Anteil des Metall­werts) bei Klein­geld­mün­zen unter ihrem Münz­wert, anders als bei den Edelmetallmünzen. 

Nicht zutref­fend ist somit auch Spangs Behaup­tung, abge­lei­tet aus ihrer Annah­me zu den Her­stel­lungs­kos­ten, dass «die Münz­meis­ter und der Staat» (Spang setzt deren Inter­es­sen gleich, was aber nicht der Fall war) die Klein­geld-Mün­zen nur unter Druck und als eine Art von öffent­li­cher Dienst­leis­tung pro­du­zier­ten — wobei Spang insi­nu­iert, dass der Staat zulas­ten der ein­fa­chen Bevöl­ke­rung die­se Kos­ten gescheut und das Volk unge­nü­gend mit Klein­geld ver­sorgt habe. 

Die For­schung kennt in der Geschich­te des Gel­des nur weni­ge Fäl­le, wo die Obrig­keit die Her­aus­ga­be von Mün­zen sub­ven­tio­niert hat. Viel­mehr lei­te­ten die Fürs­ten aus dem Münz­re­gal — der von ihnen bean­spruch­ten Hoheit über die Her­aus­ga­be von Mün­zen — das Anrecht auf einen ihnen zuste­hen­den Prä­ge­ge­winn ab, auch bei der Prä­gung von Klein­geld-Mün­zen aus nicht-edlen Metal­len. Der Prä­ge­ge­winn oder Geld­schöp­fungs­ge­winn (die soge­nann­te Sei­gneu­ria­ge, deutsch auch Seig­ni­o­ra­ge, von frz. «Sei­gneur» = Lan­des­fürst) ergibt sich aus dem Wert der fer­ti­gen Mün­zen minus die Kos­ten für Metall und Her­stel­lung. Der Prä­ge­ge­winn ist im Grun­de eine ver­steck­te Steuer. 

Aus dem Buch von Tho­mas Sar­gent und Fran­çois Vel­de, «The Big Pro­blem of Small Chan­ge»[6], das den Zeit­raum vom Mit­tel­al­ter bis zum 19. Jahr­hun­dert abdeckt, wird ersicht­lich, dass von einer Sub­ven­tio­nie­rung der Her­stel­lung von Klein­geld­mün­zen kei­ne Rede sein kann. Spang bezieht sich auf das Buch (S. 146), aber man muss ver­mu­ten, dass sie des­sen Inhalt nicht wirk­lich ver­stan­den hat oder dass sie an den tech­ni­schen Aspek­ten des The­mas «Geld» nicht wirk­lich inter­es­siert war. So schrei­ben die Autoren zum Bei­spiel in Bezug auf ein Ereig­nis in Frank­reich im Jahr 1461: «This was a rare ins­tance of a medieval govern­ment sub­si­di­zing the pro­duc­tion of small coins, but only out of the pro­fits made on other coins.[7]. Der Herr­scher mach­te den Münz­meis­tern Vor­ga­ben zum erwar­te­ten Volu­men der Sei­gneu­ria­ge. Da die­ses durch die Pro­duk­ti­on von Mün­zen mit hohem Wert rascher zu errei­chen war, zogen die Münz­meis­ter deren Her­stel­lung vor. Des­halb mach­te ihnen der Lan­des­herr viel­fach Vor­ga­ben über das Volu­men an unter­schied­li­chen Deno­mi­na­tio­nen, die sie prä­gen muss­ten. In Aus­nah­me­fäl­len konn­te es des­halb sein, dass die Münz­meis­ter mit der Sei­gneu­ria­ge aus hoch­wer­ti­gen Mün­zen die Prä­gung von klein­wer­ti­gen Mün­zen sub­ven­tio­nier­ten. Der Lan­des­herr selbst aber sub­ven­tio­nier­te die Münz­prä­gung im Gan­zen gese­hen nicht, weder im Mit­tel­al­ter noch in den fol­gen­den Jahrhunderten. 

Im Mit­tel­al­ter und in der frü­hen Neu­zeit hat­te der Prä­ge­ge­winn in man­chen Län­dern, ins­be­son­de­re auch in Frank­reich, noch einen bedeu­ten­den Teil der Mit­tel für die staat­li­chen Aus­ga­ben gelie­fert. Vor allem in Zei­ten von Krie­gen wur­de zu deren Finan­zie­rung der Prä­ge­ge­winn erhöht, indem das Gewicht und /oder der Edel­me­tall­ge­halt der Mün­zen ver­rin­gert wur­de (wobei die Mün­zen aber den­sel­ben nomi­na­len Wert behiel­ten), wäh­rend gleich­zei­tig die Zahl der aus­ge­ge­be­nen Mün­zen ver­grös­sert wur­de. Bei­des – der gerin­ge­re intrin­si­sche Wert der Mün­zen und die Über­pro­duk­ti­on von Mün­zen – führ­te zu einer Anpas­sung der Prei­se, kurz: zur Inflation. 

Die­se von fis­ka­li­schen Inter­es­sen gelei­te­te Münz­ver­schlech­te­rung betraf ins­be­son­de­re auch die Klein­geld­mün­zen, d.h. die Bil­lon-Mün­zen und Kup­fer­mün­zen. Die Wäh­rungs­his­to­ri­ke­rin Ange­la Redish gibt in ihrem Buch «Bime­tal­lism» zwei spre­chen­de Bei­spie­le aus dem Frank­reich des 17. Jahr­hun­derts, im ers­ten Fall das Bei­spiel einer Umprägung: 

«[…] in 1654–56, in the after­math of the civil war known as the Fron­de, the­re was a mas­si­ve cop­per reco­ina­ge. The sta­ted ratio­na­le was to pro­vi­de low-deno­mi­na­ti­on coins and to dri­ve out for­eign cop­per coins; howe­ver, the fis­cal advan­ta­ges were doubt­less also signi­fi­cant.»[8]

Prä­ge­ge­winn, nicht Sub­ven­tio­nie­rung war hier das Ziel. Das­sel­be galt auch bei der Pro­duk­ti­on von Klein­geld­mün­zen aus “bil­lon”, deren 1603 unter­bro­che­ne Her­stel­lung 1674 zur Finan­zie­rung der Krie­ge von Lou­is XIV wie­der auf­ge­nom­men wurde: 

«No bil­lon coins were min­ted bet­ween 1603 and 1674, when the need to ”find a healt­hy aid to the affairs of the Sta­te, and to con­tri­bu­te to the pres­sing expen­ses of the war” (ordi­nan­ce cited in May­hew […]) led to the issue of 2 and 4 sols pie­ces 10 deni­er fine in Paris and Lyon. The coins were not only low in fine­n­ess but also overva­lued by 33% (a mint equi­va­lent of 36lt, com­pared to 27lt for the sil­ver lou­is). Over-valua­ti­on meant pro­fits for the king but equal­ly made coun­ter­feit­ing pro­fi­ta­ble, and the coins were imme­dia­te­ly coun­ter­fei­ted.»[9]

Prä­ge­ge­winn, nicht Sub­ven­tio­nie­rung war auch hier das Ziel. Wobei hier ein wei­te­res Pro­blem auf­taucht, das sich bei Klein­geld­mün­zen von gerin­gem intrin­si­schem Wert lau­fend stell­te, näm­lich das Pro­blem der Fäl­schun­gen. Wäre eine Prä­gung nur mit Ver­lust mög­lich gewe­sen, so lies­se sich nicht erklä­ren, wie­so das Dau­er-Pro­blem der Fäl­schun­gen über­haupt bestand. Wer fälscht schon eine Mün­ze, deren Her­stel­lung mehr kos­tet, als man mit der Mün­ze kau­fen kann?

Auch Sar­gent und Vel­de beschrei­ben in ihrem Buch ver­schie­de­ne Peri­oden der infla­tio­nä­ren Wäh­rungs­ver­schlech­te­rung, die stets ange­trie­ben waren vom Bedürf­nis, die Pro­duk­ti­on von Klein­geld­mün­zen zu fis­ka­li­schen Zwe­cken zu nut­zen. So ent­schied etwa König Phil­ipp II von Spa­ni­en im Jahr 1596, dass anstatt der bis­he­ri­gen Bil­lon-Mün­zen rei­ne Kup­fer­mün­zen (mit dem­sel­ben Nomi­nal­wert) geprägt wer­den soll­ten, wodurch er den Kos­ten­an­teil des Sil­bers, das bis­her einen Drit­tel der Her­stel­lungs­kos­ten aus­ge­macht hat­te, ein­spa­ren bzw. als Prä­ge­ge­winn ein­be­hal­ten woll­te (von wegen Subventionierung!): 

«Until then, cop­per, sil­ver, and min­ting cos­ts each for­med a third of the face value of bil­lon coina­ge. With Phil­ip II’s decree, the sil­ver was with­held and the cop­per con­tent redu­ced.» [10]

Phil­ipp II und sei­ne Bera­ter waren sich bewusst, dass damit eine Infla­ti­ons­ge­fahr ver­bun­den war, und sie woll­ten die­se durch die Limi­tie­rung der Zahl neu aus­ge­ge­be­ner Mün­zen und die Rück­nah­me der frü­he­ren Bil­lon-Mün­zen unter­bin­den[11]. Sei­ne Nach­fol­ger Phil­ipp III (1598–1621) und Phil­ipp IV (1621–65) lies­sen die­se Beschrän­kung jedoch fal­len, und aus fis­ka­li­schen Grün­den, d.h. zur Ver­grös­se­rung der Mit­tel für Staats­aus­ga­ben, setz­te eine Über­pro­duk­ti­on von Kup­fer­mün­zen ein, die zu star­ker Infla­ti­on führ­te[12].

Die Infla­ti­ons­ge­fahr und die ange­mes­se­ne Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung mit Klein­geld waren Teil des­sen, was Sargent/Velde in ihrem Buch als «das gros­se Pro­blem des Klein­gelds» beschrei­ben[13]. Die Tat­sa­che, dass der intrin­si­sche Wert der Klein­geld­mün­zen unter ihrem Münz­wert lag, sowie die Ten­denz zur Über­pro­duk­ti­on sol­cher Mün­zen führ­ten immer wie­der zu einer schlei­chen­den infla­tio­nä­ren Anpas­sung der Prei­se – aus­ge­drückt in Klein­geld­mün­zen – nach oben, wäh­rend die Prei­se in Gold- oder Sil­ber­mün­zen mit hohem intrin­si­schem Wert («full-bodi­ed coins») sta­bi­ler blie­ben. Die Klein­geld­mün­zen ver­lo­ren damit gegen­über den Edel­me­tall­mün­zen schlei­chend an Wert, und man brauch­te ent­spre­chend immer mehr Klein­geld-Mün­zen, um eine Edel­me­tall-Mün­ze zu kau­fen. Die Münz­ver­schlech­te­rung betraf vor allem die Mün­zen von gerin­gem Wert, wäh­rend der Edel­me­tall­ge­halt der Sil­ber- und vor allem der Gold­mün­zen eher sta­bil gehal­ten wur­de, wohl nicht zuletzt, weil sol­che «har­te Wäh­rung» im inter­na­tio­na­len Han­del unab­ding­bar war und weil ver­mut­lich auch die Herr­scher ein Mit­tel zur siche­ren Wertauf­be­wah­rung ihres eige­nen Ver­mö­gens schätzten.

Durch den glei­ten­den Wert­ver­lust der Klein­geld­mün­zen näher­te sich ihr Wert immer mehr ihrem intrin­si­schen Metall­wert an, und es kommt der Zeit­punkt, wo der Metall­wert der Klein­geld­mün­zen ihren Nomi­nal­wert über­steigt, so dass es loh­nend wird, die Mün­zen ein­zu­schmel­zen und das Metall zu ver­kau­fen. So ent­stand die para­do­xe Situa­ti­on, dass bei stei­gen­dem Bedarf nach Klein­geld-Mün­zen, bewirkt durch die Infla­ti­on, die­se immer rarer wer­den. Im Lau­fe der Jahr­hun­der­te hat die Obrig­keit auf die­se Situa­ti­on immer wie­der so reagiert, dass der Metall­ge­halt der Mün­zen wei­ter gesenkt wur­de, um es für die Men­schen wie­der inter­es­sant zu machen, Metall zur Münz­stät­te zu brin­gen, um dar­aus Mün­zen prä­gen zu las­sen, anstatt umge­kehrt Mün­zen ein­zu­schmel­zen, um das Metall zu gewin­nen. Jede Min­de­rung des intrin­si­schen Werts (Metall­werts) der Mün­zen führ­te aber ten­den­zi­ell zu einem neu­em Zyklus des Wert­ver­lus­tes der Münzen. 

In der Zeit bis zum 18. Jahr­hun­dert hat­te der Staat ande­re Wege der Besteue­rung ent­wi­ckelt, die Sei­gneu­ria­ge trat an Bedeu­tung zurück (ihr Anteil am Nomi­nal­wert der Mün­zen war nun oft sehr klein), und es hat­te sich die Erkennt­nis durch­ge­setzt, dass die Münz­ver­schlech­te­rung der Wirt­schaft und damit auch dem Staat scha­de. Wie in ande­ren Län­dern streb­te man des­halb auch in Frank­reich danach, den Edel­me­tall­ge­halt der Sil­ber- und Gold­mün­zen sta­bil zu hal­ten, und bei den Klein­geld­mün­zen war man sowohl dar­auf bedacht, ihren intrin­si­schen Wert auf­recht zu erhal­ten, als auch die Anzahl der zir­ku­lie­ren­den Mün­zen zu kon­trol­lie­ren, auf­grund der Inflationsgefahr. 

Wie Sar­gent und Vel­de in ihrem Werk aus­füh­ren (und wie schon Cipol­la bemerk­te[14]), fand man erst im 19. Jahr­hun­dert zu der «Stan­dard-For­mel» für die Bereit­stel­lung von Klein­geld mit gerin­gem intrin­si­schem Wert ohne die frü­he­ren Pro­ble­me der Ver­knap­pung der Klein­geld-Mün­zen: a) Der Staat gibt selbst Klein­geld-Mün­zen her­aus, wobei deren intrin­si­scher Wert klei­ner ist als ihr Geld­wert; b) die Quan­ti­tät der zir­ku­lie­ren­den Mün­zen muss begrenzt wer­den (wegen der Infla­ti­ons­ge­fahr); c) die Umtausch­bar­keit (Kon­ver­ti­bi­li­tät) die­ser Klein­geld-Mün­zen in eine sta­bi­le Anker-Wäh­rung aus Edel­me­tall wird garan­tiert (womit das Ver­trau­en in die Klein­geld-Mün­ze unab­hän­gig wird von ihrem gerin­gen intrin­si­schen Wert). Gera­de der letz­te Punkt der Stan­dard-For­mel wur­de erst im 19. Jahr­hun­dert als wich­tig erkannt und durchgesetzt.

Der Man­gel an Klein­geld-Mün­zen nahm im 18. Jahr­hun­dert nicht mehr die­sel­ben Aus­mas­se an wie in frü­he­ren Jahr­hun­der­ten. Zwar wur­den in Frank­reich im 18. Jahr­hun­dert anteils­mäs­sig weni­ger rei­ne Kup­fer­mün­zen geprägt als in Län­dern wie zum Bei­spiel Gross­bri­tan­ni­en, Klein­geld­mün­zen waren in Frank­reich wei­ter­hin eher Bil­lon-Mün­zen (Kup­fer­mün­zen mit gerin­ger Sil­ber-Bei­mi­schung). Man muss dar­in aber nicht zwin­gend eine Miss­ach­tung der Geld-Bedürf­nis­se der klei­nen Leu­te sehen. Viel­mehr könn­te man dies auch als Zurück­hal­tung bzw. Vor­sicht inter­pre­tie­ren, da man als Klein­geld nicht Mün­zen her­aus­ge­ben woll­te, deren intrin­si­scher Wert weit unter ihrem Münz­wert lag, und die des­halb viel­leicht von Ver­trau­ens­ver­lust und damit Wert­ver­lust gefähr­det gewe­sen wären. Frank­reich hat­te in der Ver­gan­gen­heit schlech­te Erfah­run­gen gemacht mit Expe­ri­men­ten von «fiat money» (d.h. von Geld, das kei­nen intrin­si­schen Wert besass, son­dern nur durch die Boni­tät des Staa­tes gedeckt war — wir wer­den spä­ter auf das Papier­geld von John Law zurück­kom­men), und in der Bevöl­ke­rung bestand ein tie­fes Miss­trau­en gegen­über jeder Form von «wert­lo­sem» Geld. Mit der Boni­tät des Staa­tes lag es, anders als in Gross­bri­tan­ni­en, im Argen, und das Finanz- und Wäh­rungs­sys­tem Frank­reichs war bei wei­tem nicht so weit ent­wi­ckelt wie jenes des Kon­kur­ren­ten jen­seits des Ärmel­ka­nals, wie sich auch im Staats­bank­rott von 1788 zei­gen soll­te (davon spä­ter)[15].

Nun gab es aber in der Revo­lu­ti­on tat­säch­lich einen Man­gel an Klein­geld­mün­zen. Ent­ge­gen Spangs Insi­nua­ti­on, dass die Eli­ten die Sor­gen der Bevöl­ke­rung über die­sen Man­gel ver­nach­läs­sig­ten, nah­men die Par­la­men­ta­ri­er die­se Sor­gen durch­aus ernst. So wur­de unter ande­rem beschlos­sen, Kir­chen­glo­cken ein­zu­schmel­zen, um Metall für die Münz­prä­gung zu gewin­nen. Denn woher hät­te man das nöti­ge Kup­fer neh­men sol­len? Der Man­gel an Klein­geld­mün­zen bestand jedoch wei­ter, und um die­sem abzu­hel­fen wur­den ab Janu­ar 1792 Assi­gna­ten von stets klei­ne­rer Deno­mi­na­ti­on gedruckt. Die­se aber lit­ten unter dem­sel­ben Wert­zer­fall wie alle Assi­gna­ten – ein Wert­zer­fall, auf den wir noch zurück­kom­men wer­den und der weit über das Pro­blem des Klein­gel­des hinausgeht. 

Im Übri­gen behalf sich die Bevöl­ke­rung bei Man­gel an Klein­geld oft mit Ersatz­mün­zen oder mit ande­ren Mit­teln (loka­le Auf­schrei­be- oder Kre­dit­geld-Sys­te­me, wo man Schul­den und Ver­bind­lich­kei­ten auf­schrieb und mit­ein­an­der ver­rech­ne­te, ohne Bar­geld aus­zu­tau­schen, usw. usf.). Spang nennt zwar sol­che Bei­spie­le, aber immer mit der impli­zi­ten Kri­tik eines Ver­sa­gens der Obrig­keit, die dem Volk sozu­sa­gen kei­ne gute Wäh­rung gön­ne, nicht aber mit Bewun­de­rung für die Fin­dig­keit des ein­fa­chen Vol­kes, als des­sen Advo­ka­tin sich Spang doch sonst gibt. Man könn­te gegen Spang auch ein­wen­den, dass die Eli­ten kei­nes­wegs Inter­es­se hat­ten, das ein­fa­che Volk aus der Geld­wirt­schaft aus­zu­schlies­sen, viel­mehr hät­te die Erstre­ckung der Geld­wirt­schaft auf die­se Schich­ten den Eli­ten wohl eher zuge­sagt, ging doch damit auch deren Ein­be­zug in den Aus­tausch über anony­me Märk­te anstatt über Nach­bar­schafts­net­ze einher. 

Spangs Kri­tik an der Idee des «com­mo­di­ty money»

Ein durch­gän­gi­ger Zug in den Aus­füh­run­gen von Rebec­ca Spang ist ihre Kri­tik an der Auf­fas­sung vom intrin­si­schen Wert der Mün­zen aus Sil­ber und Gold – eine Kri­tik an der Idee des «com­mo­di­ty money». So wird Geld bezeich­net, das aus einem Mate­ri­al besteht, das selbst einen Wert (Gebrauchs- oder Sym­bol­wert) hat (den intrin­si­schen Wert eben)[16].

Spang hät­te gut dar­an getan, ein­mal die Aus­füh­run­gen von Marc Bloch, einem der Begrün­der der «Annales»-Schule der Geschichts­wis­sen­schaft, in sei­ner «Esquis­se d’une his­toire moné­tai­re de l’Europe» zu lesen. Sei­ne aus­ge­zeich­ne­te Dar­stel­lung der Wäh­rungs­ge­schich­te Euro­pas seit Karl dem Gros­sen wur­de von sei­nen Freun­den 1954 post­hum aus sei­nen Vor­le­sungs­no­ti­zen edi­tiert (Bloch wur­de 1942 von der Vichy-Regie­rung, da Jude, als Pro­fes­sor ent­las­sen, ging in die Résis­tance und wur­de 1944 von den Nazis ermor­det, als Wider­stands­kämp­fer und als Jude). 

Am Ende der Ein­lei­tung sei­ner Skiz­ze einer euro­päi­schen Wäh­rungs­ge­schich­te schreibt Bloch: 

«Der­nier rap­pel: la valeur intrin­sè­que d’une mon­naie est la teneur de cet­te mon­naie en métal pré­cieux. Par cont­re, la valeur d’échange ou pou­voir d’achat de cet­te mon­naie est une noti­on d’ordre uni­quement social et éco­no­mi­que. Elle aug­men­te quand on peut ache­ter plus de mar­chan­di­ses pour une même valeur intrin­sè­que; elle dimi­nue dans le cas inver­se; autre­ment dit, elle aug­men­te quand les prix bais­sent et dimi­nue quand ceux-ci s’é­lè­vent. Son étu­de appar­tient à cel­le des prix.”[17]

“Zur Reka­pi­tu­la­ti­on: Der intrin­si­sche Wert einer Mün­ze ist der Gehalt an Edel­me­tall die­ser Mün­ze. Der Tausch­wert oder die Kauf­kraft einer Mün­ze ist dage­gen ein Begriff von rein sozia­ler und wirt­schaft­li­cher Natur. Er steigt, wenn man für den glei­chen intrin­si­schen Wert mehr Waren kau­fen kann, und er sinkt im umge­kehr­ten Fall; mit ande­ren Wor­ten: er steigt, wenn die Prei­se sin­ken, und er sinkt, wenn sie stei­gen. Sei­ne Ana­ly­se gehört zu jener der Preise.”

Kla­rer und ein­fa­cher kann man es kaum sagen. 

Spang hät­te eben­falls gut dar­an getan, ein­mal die kon­zi­se Dar­stel­lung der kom­ple­xen Pro­ble­me des «com­mo­di­ty money» und der Geld­ver­sor­gung in einem Wäh­rungs­sys­tem, das auf meh­re­ren Metal­len basiert, zu lesen, wel­che Ange­la Redish im Kapi­tel «The mecha­nics of com­mo­di­ty money» ihres bereits erwähn­ten Buches «Bime­tal­lism»[18] gibt. 

Der Wert des Gel­des wur­de im Anci­en Régime durch vie­le dyna­mi­sche, inter­de­pen­den­te Para­me­ter bestimmt: durch das jewei­li­ge Über- oder Unter­an­ge­bot an Waren (abhän­gig z.B. von der Grös­se der Ern­te eines Jah­res, von Import- und Export­strö­men, u.a.), durch die gesetz­lich fest­ge­leg­ten Wer­te der Mün­zen bzw. Metal­le unter­ein­an­der, sowie durch die – mit den gesetz­lich fest­ge­leg­ten Wer­ten oft kol­li­die­ren­de — Ent­wick­lung der rela­ti­ven Prei­se von Gold, Sil­ber und Kup­fer unter­ein­an­der. Letz­te­re waren vor allem abhän­gig von Ange­bot und Nach­fra­ge jedes ein­zel­nen die­ser Metal­le, ein­schliess­lich Ange­bot und Nach­fra­ge sei­tens des Aus­lands, sei es im inner-euro­päi­schen Han­del oder im Han­del mit der Levan­te und dem Ori­ent. Vor allem im letzt­ge­nann­ten Han­del kamen auch noch im 18. Jahr­hun­dert ein­zig Edel­me­tal­le als Zah­lungs­mit­tel in Frage. 

Edel­me­tal­le sind eine Han­dels­wa­re, die selbst einen Wert hat, und sie kamen ins­be­son­de­re im inter­na­tio­na­len Han­del – auch im inner-euro­päi­schen Han­del – als ein­heit­li­ches Tausch­mit­tel zum Ein­satz, als Mün­zen oder unge­prägt als Bar­ren oder in ande­rer Roh­form, gemes­sen nach Gewicht und Rein­heit. Gold und Sil­ber sind als Mate­ri­al homo­gen, sie sind als Ele­men­te (auf­ge­führt im Peri­oden­sys­tem) nicht belie­big her­stell­bar (trotz aller Ver­su­che der Alche­mis­ten!), und ihre rela­ti­ve Sel­ten­heit macht sie wert­voll (sie haben einen hohen Wert bei gerin­gem Volu­men). Und dank ihrer Homo­ge­ni­tät eig­nen sie sich auch unge­prägt als all­ge­mein­gül­ti­ges ein­heit­li­ches Tausch­mit­tel. Dass Edel­me­tal­le auch als Ware gehan­delt wur­den, steht in kei­nem Wider­spruch zu ihrer Rol­le als Trä­ger des intrin­si­schen Wer­tes von Edel­me­tall-Mün­zen, son­dern ist im Gegen­teil gera­de des­sen Basis. 

Spang dage­gen besteht dar­auf, die Auf­fas­sung vom intrin­si­schen Wert von Edel­me­tall-Mün­zen zu kri­ti­sie­ren als eine «cul­tu­ral fan­ta­sy» (S. 238) — eine Beur­tei­lung, die nicht nach­voll­zieh­bar ist. Wäh­rend tau­sen­den von Jah­ren wur­de Gold als wert­hal­tig betrach­tet. Will Spang uns sagen, dass die Mensch­heit seit tau­sen­den Jah­ren einer «cul­tu­ral fan­ta­sy» auf­ge­ses­sen ist und sich geirrt hat, dem Gold einen eige­nen Wert zuzu­mes­sen? Müs­sen wir die Geschich­te umschrei­ben? Hat­ten die Azte­ken ein­fach das Pech, dass sie Spang noch nicht gele­sen hat­ten? Man kann sich fra­gen, ob Spang in einem ande­ren Uni­ver­sum lebt. Wir wer­den auf ihre «cul­tu­ral fan­ta­sy» noch zurückkommen. 

Der Han­del von Edel­me­tal­len auf den Märk­ten setz­te den Auto­ri­tä­ten durch die Jahr­hun­der­te grund­sätz­lich Gren­zen in der Mani­pu­la­ti­on der von ihnen gepräg­ten Wäh­run­gen. Im Aus­sen­han­del, aber auch im Bin­nen­han­del, blieb der Bezug zum Wert der Edel­me­tal­le immer ein Mit­tel für die Markt-Akteu­re, die Prei­se ihrer Waren und den Wert der von ihnen ver­wen­de­ten Mün­zen mit dem Bezug auf einen «ech­ten» Anker-Wert zu berech­nen, um sich so vor Ver­lus­ten beim Wäh­rungs­tausch sowie vor Ver­lus­ten durch die Infla­ti­on zu schützen. 

Genau dies tat auch die fran­zö­si­sche Bevöl­ke­rung, als der Staat in der Revo­lu­ti­on sei­ne Geld­be­dürf­nis­se durch die Aus­ga­be der Assi­gna­ten zu decken such­te und die­se Assi­gna­ten-Wäh­rung einer mas­si­ven Infla­ti­on erlag. 

Und damit kom­men wir zu einem zen­tra­len The­ma von Spangs Buch, den Assi­gna­ten. Spangs Kri­tik der Idee vom intrin­si­schen Wert von Gold- und Sil­ber­mün­zen als «cul­tu­ral fan­ta­sy» ist eng ver­bun­den mit ihrer Beschrei­bung der Geschich­te der Assi­gna­ten, ja bil­det recht eigent­lich deren Basis. Denn aus der Behaup­tung, der Wert der Edel­me­tall­mün­zen ent­spre­che kei­nem intrin­si­schen Wert, lei­tet sie impli­zit ab, dass auch der Wert der Assi­gna­ten, dem in der Revo­lu­ti­on geschaf­fe­nen Papier­geld, kei­nem inne­ren Wert zu ent­spre­chen brauch­te (und dass der Wert­ver­lust der Assi­gna­ten des­halb nicht wirt­schaft­lich begrün­det sei). Nicht etwa, dass Spang die­sen Zusam­men­hang klar auf­zei­gen wür­de; lei­der ist eine der­ar­ti­ge ana­ly­ti­sche und argu­men­ta­ti­ve Klar­heit bei ihr nicht zu fin­den, sie deu­tet lie­ber indi­rekt an, als dass sie Zusam­men­hän­ge ana­ly­tisch schlüs­sig auf­zeigt, aber letzt­lich ist genau dies die Idee, die sie ausdrückt. 

Die Assi­gna­ten und ihr Wertzerfall

Reka­pi­tu­lie­ren wir hier die Geschich­te der Assi­gna­ten, um Spangs Sicht auf die­se dann bes­ser ein­ord­nen zu können. 

Schon vor dem Aus­bruch der Revo­lu­ti­on war der fran­zö­si­sche Staat zah­lungs­un­fä­hig gewor­den, und die Revo­lu­ti­on bewirk­te zuerst einen Zusam­men­bruch der Steu­er­erträ­ge. Ange­sichts der lee­ren Kas­sen such­ten die Revo­lu­tio­nä­re mit der Schaf­fung des Papier­gelds der Assi­gna­ten die Zah­lungs­fä­hig­keit des Staa­tes zu gewähr­leis­ten. Die Idee bei der Schaf­fung der Assi­gna­ten war, dass die­ses Papier­geld durch den Wert der in der Revo­lu­ti­on kon­fis­zier­ten Güter der katho­li­schen Kir­che (die «biens nati­on­aux», «Natio­nal­gü­ter») gedeckt sei, und dass das Papier­geld von den Bür­gern genutzt wer­den kön­ne zum Erwerb eben die­ser Güter, wobei die Schei­ne nach die­ser ihrer «Rück­kehr» zum Staat wie­der ver­nich­tet wer­den soll­ten. Aber weder reich­ten die ers­ten aus­ge­ge­be­nen Assi­gna­ten zur Finan­zie­rung der Geld­be­dürf­nis­se des Staa­tes aus, noch wur­den alle Assi­gna­ten nach ihrer «Rück­kehr» zum Staat wie­der ver­nich­tet. Das Aus­blei­ben der Steu­er­erträ­ge, kom­bi­niert mit den mas­si­ven Kos­ten der bald ein­set­zen­den Ver­tei­di­gungs­krie­ge der Revo­lu­ti­on gegen die kon­ser­va­ti­ven Mäch­te Euro­pas, mach­ten die Pro­duk­ti­on stets neu­er Assi­gna­ten nötig, um den Staat am Leben erhal­ten zu können. 

Der Wert der kon­fis­zier­ten Kir­chen­gü­ter war 1789 auf rund 2 bis 3 Mil­li­ar­den Liv­res tour­nois geschätzt wor­den, bis August 1795 waren aber bereits Assi­gna­ten im Wert von 11 Mil­li­ar­den Liv­res aus­ge­ge­ben wor­den, und bis Febru­ar 1796 stieg ihr Volu­men auf rund 45 Mil­li­ar­den Liv­res[19]. Kurz gesagt: Die Assi­gna­ten waren bei wei­tem nicht mehr gedeckt durch den Wert der Kir­chen­gü­ter, die ursprüng­lich als Deckung vor­ge­se­hen waren. Es erstaunt des­halb nicht, dass die Assi­gna­ten am Höhe­punkt ihres Wert­zer­falls nur noch zu einem Bruch­teil ihres Nenn­werts zur Zah­lung akzep­tiert wur­den: Im Janu­ar 1794 waren sie noch zu knapp über 50% ihres Nenn­wer­tes gehan­delt wor­den, um dann vor allem im Lau­fe des Jah­res 1795 mit zuneh­men­dem Tem­po voll­stän­dig an Wert zu ver­lie­ren, bis zum Tief von 0,5% im Febru­ar 1796[20].

Die Assi­gna­ten stell­ten im Grun­de eine Art Schuld­schei­ne des Staa­tes dar, die gleich­zei­tig als Geld funk­tio­nie­ren soll­ten. Der Wert der als Deckung die­nen­den Natio­nal­gü­ter reich­te aber bei wei­tem nicht mehr zu ihrer Deckung aus (trotz der spä­te­ren Ver­grös­se­rung der Natio­nal­gü­ter durch die ver­staat­lich­ten Güter der geflo­he­nen Adli­gen und ande­rer Revo­lu­ti­ons­fein­de). Kein Wun­der, dass das Ver­trau­en in die Assi­gna­ten ein­brach und dass die Bevöl­ke­rung die­se nur noch mit einem Abschlag gegen­über ihrem Nenn­wert als Zah­lungs­mit­tel akzep­tie­ren wollte. 

Als Schuld­schei­ne waren die Assi­gna­ten man­gels Deckung nicht mehr ver­trau­ens­wür­dig. Waren sie es als Wäh­rung, also in ihrer zwei­ten Funk­ti­on, in die sie mit der Zeit immer mehr hin­ein­rutsch­ten? Letzt­lich ist das Ver­trau­en in jede Staats­schuld abhän­gig vom Ver­trau­en in die Fähig­keit des Staa­tes, sei­ne Ver­bind­lich­kei­ten zu bedie­nen. Und eben­so ist auch das Ver­trau­en in eine von einem Staat aus­ge­ge­be­ne Wäh­rung abhän­gig vom Ver­trau­en in die Boni­tät des Staa­tes, denn letzt­lich stellt – buch­hal­te­risch betrach­tet – auch eine Wäh­rung eine Ver­bind­lich­keit des Staa­tes dar (heut­zu­ta­ge als Ver­bind­lich­keit auf­ge­führt in der Buch­hal­tung der Notenbank). 

Die Boni­tät des Staa­tes war schon vor Aus­bruch der Revo­lu­ti­on lädiert gewe­sen, hat­te doch das fran­zö­si­sche König­reich 1788 sei­ne Zah­lun­gen ein­stel­len müs­sen. Um neue Steu­ern bewil­li­gen zu las­sen, die zur Sanie­rung der Staats­fi­nan­zen not­wen­dig waren, hat­te der König damals die Gene­ral­stän­de ein­be­ru­fen müs­sen, die im Jahr 1789 zusam­men­tra­ten und sich als­bald zur allei­ni­gen Reprä­sen­tan­tin des Vol­kes – zur Natio­nal­ver­samm­lung – kon­sti­tu­ier­ten und den König zuneh­mend ent­mach­te­ten. Mit der Revo­lu­ti­on ver­schärf­te sich die Zah­lungs­kri­se des Staa­tes noch wei­ter, da die Steu­er­ein­nah­men weg­bra­chen. Die Opti­on zur Erhe­bung von Steu­ern ist jedoch eine wesent­li­che Vor­aus­set­zung für die Boni­tät eines Staates. 

Nicht nur waren die Assi­gna­ten nur zu einem Bruch­teil mit Sicher­hei­ten gedeckt, auch die Fähig­keit des fran­zö­si­schen Staa­tes zur Erhe­bung von Steu­ern war nicht mehr garan­tiert, nach­dem infol­ge des Zusam­men­bruchs der alten Steu­er­or­ga­ni­sa­ti­on in der Revo­lu­ti­on die Steu­er­erträ­ge mas­siv ein­ge­bro­chen waren und eine neue Steu­er­ad­mi­nis­tra­ti­on noch nicht auf­ge­baut wor­den war. Es ist des­halb gut nach­voll­zieh­bar, dass bei der Bevöl­ke­rung das Ver­trau­en in bei­de mög­li­chen Stüt­zen der Boni­tät der Assi­gna­ten (Natio­nal­gü­ter und Steu­er­auf­kom­men) ein­brach, und dass man die Assi­gna­ten des­halb nicht mehr zu ihrem Nenn­wert an Zah­lung neh­men wollte. 

Eine Mög­lich­keit war für die Bevöl­ke­rung, einen Unter­schied zu machen zwi­schen Prei­sen für die Zah­lung in Gold- und Sil­ber­mün­zen (mit intrin­si­schem Wert) und den (höhe­ren) Prei­sen für die Zah­lung in Assi­gna­ten. So ein Ver­hal­ten aber hiess, dass man die Assi­gna­ten nicht zu ihrem Nenn­wert akzep­tier­te, was bis zur Zeit der «Terr­eur» tole­riert, dann aber dras­tisch geahn­det wur­de. In der Pha­se der «Terr­eur» (der von Mai/Juni 1793 bis Juli 1794 dau­ern­den, als Schre­ckens­herr­schaft bezeich­ne­ten Pha­se der Revo­lu­ti­on unter der Füh­rung von Robes­pierre) ris­kier­te man sogar die Todes­stra­fe, wenn man in Ver­trä­gen unter­schied­li­che Prei­se für Zah­lun­gen in Gold- und Sil­ber­mün­zen oder in Assi­gna­ten fest­hielt. Nur durch Zwangs­mass­nah­men konn­te der Staat ver­su­chen, durch­zu­set­zen, dass die Assi­gna­ten zu ihrem Nenn­wert akzep­tiert werden. 

Den Wert der Assi­gna­ten via die Guil­lo­ti­ne fixieren?

Was ist nun Spangs Erklä­rung zum Nie­der­gang der Assi­gna­ten? Wie immer holt sie zuerst ein­mal zu einer Abwer­tung ande­rer For­schungs­bei­trä­ge aus:

«His­to­ri­ans have long rea­li­zed that the mone­ta­ry cri­sis of the 1790s is cen­tral to the Revo­lu­ti­on, but they have gene­ral­ly allo­wed clas­si­cal and neo­clas­si­cal eco­no­mics to struc­tu­re how they see it. Within this frame­work, the fail­ure of the assi­gnats is always descri­bed as one of quan­ti­ty.” (S. 214)

Auch hier ist ihre pau­scha­le Aus­sa­ge falsch, die For­schungs­ar­bei­ten zu den Assi­gna­ten sind viel­fäl­tig und nicht allein auf die Ansät­ze der klas­si­schen und neo­klas­si­schen Öko­no­mie beschränkt. 

Nach der zitier­ten Ein­lei­tung setzt Spang dann an zu einer Abrech­nung mit der «quan­ti­ty theo­ry of money» (die davon aus­geht, dass die Men­ge des in Umlauf befind­li­chen Gel­des immer einen Ein­fluss auf die Prei­se habe) und mit der Erklä­rung, wel­che die­se für den Wert­ver­fall der Assi­gna­ten gibt (S. 214). Für ihre Kri­tik an die­ser Theo­rie beruft sich Spang jedoch auf ein ein­zi­ges Buch, und zwar ein Buch aus dem Jah­re 1876 (!), von Andrew Dick­son White, «Paper Money Infla­ti­on in France». Die vie­len bis zum heu­ti­gen Tag erschie­ne­nen Wer­ke aus der all­ge­mei­nen Geschich­te sowie aus der Wirt­schafts- und Wäh­rungs­ge­schich­te, die sich in kom­ple­xen Ana­ly­sen mit dem Phä­no­men der Assi­gna­ten befas­sen, wer­den von Spang schlicht nicht zur Kennt­nis genom­men. In die­sen Wer­ken wer­den neben dem The­ma der über­mäs­si­gen Aus­ga­be von Assi­gna­ten durch­aus auch die poli­ti­schen Ein­fluss­fak­to­ren (die innen­po­li­ti­schen Kämp­fe, die Bedürf­nis­se der Lan­des­ver­tei­di­gung bzw. der «Ver­tei­di­gung der Revo­lu­ti­on», usw.) genannt und ana­ly­siert, die zur Aus­wei­tung der Assi­gna­ten bei­tru­gen, aber sie alle sehen in dem über­mäs­si­gen Volu­men von aus­ge­ge­be­nen Assi­gna­ten den wesent­li­chen Grund für ihr Scheitern. 

Spang aber lehnt grund­sätz­lich das Argu­ment ab, dass das schie­re Volu­men an aus­ge­ge­be­nen Assi­gna­ten etwas mit ihrer Ent­wer­tung und ihrem Nie­der­gang zu tun haben könn­te. Dabei argu­men­tiert sie, als hät­te es in der Macht der Mit­glie­der des Kon­vents (der «law­ma­kers», wie sie die Mit­glie­der des Par­la­ments auf US-ame­ri­ka­ni­sche Art nennt) gestan­den, den Assi­gna­ten Gel­tung zu ver­schaf­fen und deren Kurs zu bewah­ren. Mit Zwangs­mass­nah­men wie zum Bei­spiel der oben erwähn­ten Dro­hung mit der Guillotine? 

An ande­rer Stel­le wird Spang dies­be­züg­lich expli­zit, näm­lich wo sie von den Dis­kus­sio­nen der «law­ma­kers» in den Jah­ren 1790–1792 spricht, ob man Geld als ein Gut wie jedes ande­re betrach­ten soll, das man frei soll­te han­deln kön­nen, oder nicht. Anders gesagt, ob man «Geld» (sprich: Assi­gna­ten) und Edel­me­tal­le frei gegen­ein­an­der soll­te tau­schen kön­nen, wobei der Kurs sich frei ein­pen­deln wür­de. Spang kom­men­tiert die­se Dis­kus­sio­nen wie folgt:

«As long as money’s value was unders­tood as deter­mi­ned by mar­ket mecha­nisms, the nati­on was not real­ly sove­reign over it. And as long as the law allo­wed – in fact encou­ra­ged – indi­vi­du­als to trade in money as they did in any other good, for­mal legal equa­li­ty was lar­ge­ly meanin­g­less in the mar­ket­place.” (S. 145)

Impli­zit redet Spang hier einer diri­gis­ti­schen — letzt­lich dik­ta­to­ria­len — Zwangs­wirt­schaft das Wort, näm­lich der Durch­set­zung des Nenn­werts der Assi­gna­ten durch die Guil­lo­ti­ne. Nicht ein­mal die Ver­tre­ter der bei vie­len Lin­ken heu­te belieb­ten Modern Mone­ta­ry Theo­ry (MMT), mit ihrer Beru­fung auf die «Wäh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät» eines Lan­des, ver­stei­gen sich zu der Behaup­tung, der sou­ve­rä­ne Staat müs­se auch den Kurs bzw. den Wert der von ihm geschaf­fe­nen Wäh­rung bestim­men kön­nen. Im Gegen­teil ist es in der MMT ja gera­de die Infla­ti­on, deren Aus­mass als ein­zi­ge Begren­zung für die «sou­ve­rä­ne» Geld­schöp­fung des Staa­tes akzep­tiert wird. Es ist auch nicht ein­sich­tig, wie­so genau eine Zwangs­mass­nah­me wie das Ver­bot des Wäh­rungs­han­dels die Frei­heit und Gleich­heit der Bür­ger ret­ten soll! Wie so oft lässt es Spang hier ein­fach mal mit einer Behaup­tung bewen­den, wel­che ihre «gute» Gesin­nung bele­gen soll. Wich­tig ist, zu zei­gen, dass man auf der Sei­te des «Guten» und der «Gerech­tig­keit» steht, auch wenn dies zu dik­ta­to­ria­len Mass­nah­men führt wie zur Durch­set­zung des «gerech­ten» Werts einer Wäh­rung durch Zwang – ggfs. durch die Guil­lo­ti­ne wie wäh­rend der «Terr­eur»

Spang wird an ande­rer Stel­le noch expliziter: 

«[….] it was only from April 1793 to autumn 1794 that posi­ti­ve laws man­da­ting the cir­cu­la­ti­on of paper and coin based on their face values alo­ne repla­ced lais­sez-fai­re poli­ci­es groun­ded in the idea of gold or silver’s intrin­sic, ‘natu­ral’ worth. In other words, only during ‘the Ter­ror’ did the revo­lu­tio­na­ry sta­te tre­at money as some­thing it had the right to pat­rol and poli­ce, only during ‘the Ter­ror’ was money dim­ly reco­gni­zed for the poli­ti­cal and social con­ven­ti­on it is.” (S. 236)

Man muss die­sen Pas­sus schon zwei­mal lesen, um die Mons­tro­si­tät klar zu erken­nen, die dar­in steckt. Nur wäh­rend der Zeit der «Terr­eur» sei Geld schwach als jene «poli­ti­sche und sozia­le Kon­ven­ti­on» zu erken­nen gewe­sen, die es eigent­lich sei, und zwar weil in die­ser Zeit der Nomi­nal­wert der Papier­wäh­rung (d.h. der Assi­gna­ten) per Gesetz als gül­tig durch­ge­setzt wor­den sei. Mit ande­ren Wor­ten: Eine poli­ti­sche und sozia­le Kon­ven­ti­on wie das Ver­trau­en in eine Wäh­rung ent­steht nicht aus einem Pro­zess frei­er Ent­schei­de der Bevöl­ke­rung, son­dern sie ent­steht aus den mit Zwang – sprich mit der Guil­lo­ti­ne — durch­ge­setz­ten Mass­nah­men des Staa­tes! So viel zum Frei­heits­be­griff von Spang! Unschar­fes Den­ken, man­geln­des Fach­wis­sen und ideo­lo­gi­sche Vor­ein­ge­nom­men­heit gehen hier einen ungu­ten Mix ein. Man ist geneigt zu sagen: «Der Schlaf der Ver­nunft gebiert Ungeheuer».

Nur in der Zeit der «Terr­eur» habe der Staat gemäss Spang kei­ne «lais­sez-fai­re»-Poli­tik ver­folgt, die basiert gewe­sen sei auf der als «natür­lich» betrach­te­ten Auf­fas­sung vom intrin­si­schen Wert von Gold- oder ‑Sil­ber­mün­zen. Die «lais­sez-fai­re»-Poli­tik wird hier von Spang als Tot­schlag-Begriff ver­wen­det, mit dem unter­schieds­los jede ande­re mög­li­che Poli­tik, die nicht auf radi­ka­len Zwangs­mass­nah­men beruht, des­avou­iert wird. Eine Defi­ni­ti­on des Begriffs «lais­sez-fai­re»-Poli­tik gibt Spang nicht, das Wort ist im Grun­de nur ein wei­te­rer Gesin­nungs-Mar­ker, steht doch der Begriff bei der Lin­ken für eine radi­kal markt­ori­en­tier­te Form des Kapi­ta­lis­mus ohne sozia­le Auffangnetze. 

Dass der Markt den Gold- und Sil­ber­mün­zen einen intrin­si­schen Wert bei­misst, lässt Spang nicht als Aus­druck einer Knapp­heits­re­la­ti­on gel­ten, son­dern der Kurs­wert der Mün­zen ist für sie im Grun­de irra­tio­nal. Indem sie die Vor­stel­lung vom intrin­si­schen Wert von Gold- oder Sil­ber­mün­zen als «cul­tu­ral fan­ta­sy» des­avou­iert, schafft sie die Vor­aus­set­zung, um den Wert jeder Wäh­rung als belie­big zu betrach­ten, als aus­ser­halb und unab­hän­gig von jeder wirt­schaft­li­chen Rea­li­tät, und des­halb als belie­big vom Staat bestimm­bar. Wie schon ein­mal gesagt: Man fragt sich, ob Spang in einem ande­ren Uni­ver­sum lebt. 

Zwei­klas­sen-Gesell­schaft der Geld-Zirkulation?

Der von der Natio­nal­ver­samm­lung bzw. der nach­fol­gen­den Con­sti­tu­an­te in den Jah­ren 1790–1792 auf­recht erhal­te­ne Grund­satz, dass Assi­gna­ten und Edel­me­tal­le frei gegen­ein­an­der tausch­bar sein sol­len (was de fac­to hiess, dass die Assi­gna­ten weit unter ihrem Nomi­nal­wert gehan­delt wur­den), wird von Spang als impli­zi­ter Ent­scheid des Par­la­ments zur Tei­lung der Gesell­schaft in zwei Klas­sen inter­pre­tiert, wobei die Armen mit dem wert­lo­sen Papier­geld abge­spie­sen wor­den sei­en. Der fol­gen­de Pas­sus, in dem dies the­ma­ti­siert wird, kann nur als Gan­zes wie­der­ge­ge­ben wer­den, nur in sei­ner vol­len Form erlaubt er es, die belie­bi­ge Ver­bin­dung zwi­schen The­men zu ver­fol­gen, die Spang hier vollführt: 

«By endor­sing the cir­cu­la­ti­on of gold and sil­ver coins along­side natio­nal paper bills wit­hout man­da­ting equal exch­an­ge bet­ween them, the Con­sti­tu­ent and Legis­la­ti­ve Assem­blies crea­ted a mone­ta­ry ver­si­on of the distinc­tion bet­ween acti­ve and pas­si­ve citi­zen­ship. Like an acti­ve citi­zen who­se wealth, age, sex, and domic­i­led sta­tus qua­li­fied him for the vote and to hold elec­ted office, a sil­ver or gold coin had sup­po­sedly intrin­sic qua­li­ties that ear­ned it its role as money. Sil­ver was ‘dura­ble’, adult men with per­ma­nent homes and a cer­tain inco­me were ‘respon­si­ble’. In con­trast, pas­si­ve citi­zens (all women and child­ren, the home­l­ess or itin­er­ant, and tho­se who­se year­ly tax pay­ments fell below a cer­tain level) were like paper money: they belon­ged to the nati­on but they lacked the sup­ple­men­tal attri­bu­tes that pro­du­ced a dif­fe­ren­ti­al posi­ti­on in the mar­ket as well. Acti­ve and pas­si­ve, metal and paper, all had the same stamp – all were the same befo­re the law – but for the lat­ter group of citi­zens this would pro­ve a poor con­so­la­ti­on pri­ze.” (S. 167)

Man hat fast Mühe zu tran­skri­bie­ren, wel­che Viel­zahl von Ver­bin­dun­gen zwi­schen allem und jedem hier gemacht wer­den. Alle von Spang her­ge­stell­ten Ver­bin­dun­gen wer­den aber nicht ana­ly­tisch klar abge­lei­tet, son­dern Zusam­men­hän­ge wer­den ein­fach insi­nu­iert oder erfun­den, ohne dass sie belegt wür­den durch empi­ri­sche Evi­denz. Dies gilt auch für ihre Aus­sa­ge zur Zwei­klas­sen-Gesell­schaft der Geld­zir­ku­la­ti­on und für ihre Behaup­tung, wonach die armen Leu­te am meis­ten geschä­digt wor­den sei­en durch den Wert­zer­fall der Assignaten. 

Klar gab es auf den unter­schied­li­chen sozia­len Ebe­nen bzw. zwi­schen den ver­schie­de­nen sozia­len Klas­sen Unter­schie­de im typi­schen Geld­um­lauf und in den typi­schen Ver­wen­dungs­zwe­cken von Geld. Aber Spangs Aus­füh­run­gen zu die­sem The­ma bele­gen die­se Unter­schie­de nicht durch kon­kre­te Bei­spie­le, sie sind eher ein wei­te­rer Beleg von «crea­ti­ve wri­ting». Wie man sich die­sem The­ma ana­ly­tisch annä­hern und gleich­zei­tig die sozia­le Dimen­si­on kon­kret und anschau­lich begreif­bar machen kann, belegt der kur­ze Auf­satz von Jérô­me Blanc über die sozi­al unter­schied­li­chen Ver­wen­dungs­be­rei­che der ver­schie­de­nen Geld­for­men im Anci­en Régime vor der Revo­lu­ti­on: «La com­ple­xi­té moné­tai­re en France sous l’An­ci­en régime»[21].

Es ist im Übri­gen nicht ver­tret­bar, allein die armen Leu­te als Opfer des Wert­zer­falls der Assi­gna­ten zu bezeich­nen, wie Spang es tut. Assi­gna­ten von gerin­gem Nenn­wert waren erst seit Janu­ar 1792 erhält­lich, und jene von hohem Nenn­wert lagen kaum in den Hän­den des ein­fa­chen Vol­kes. Nicht nur arme Leu­te hiel­ten des­halb wert­lo­se Assi­gna­ten in den Hän­den, son­dern auch zahl­rei­che wohl­ha­ben­de Bür­ger, die auf die­se Wei­se ihr Ver­mö­gen ver­lo­ren. Wobei es sicher auch vie­le Spe­ku­lan­ten gab, denen es gelang, sich im Geschäft mit den Assi­gna­ten zu berei­chern, sofern sie mit ihrem Instinkt für das «mar­ket timing», d.h. den rich­ti­gen Zeit­punkt zum Ein- oder Aus­stei­gen, rich­tig lagen. 

Es ist zwei­fel­los eine Tat­sa­che, dass die Revo­lu­ti­on mit ihren rie­si­gen sozia­len Umwäl­zun­gen eine mas­si­ve Ver­mö­gens­um­ver­tei­lung bewirk­te, und dass auch das Expe­ri­ment der Assi­gna­ten dazu bei­trug. Wer waren die Gewin­ner und die Ver­lie­rer? Ich ken­ne lei­der kei­ne Unter­su­chung, wel­che die­se Ver­mö­gens­um­ver­tei­lung umfas­send und even­tu­ell sogar quan­ti­fi­ziert beschrei­ben wür­de (Hin­wei­se will­kom­men!), son­dern nur eini­ge mehr illus­tra­ti­ve Ein­zel­fall-Bei­spie­le. Man kann sich leicht einen Bür­ger vor­stel­len, der aus den ver­staat­lich­ten Kir­chen- oder Adels­gü­tern zu einem güns­ti­gen Preis ein Objekt – sagen wir zum Bei­spiel ein klei­nes Schloss mit Land­be­sitz — kauft, das er mit Assi­gna­ten bezahlt, die beim Kauf des Schlos­ses zu ihrem Nenn­wert akzep­tiert wer­den, die er selbst aber vor­her mit einem Abschlag zu einem Preis unter­halb ihres Nenn­werts erwor­ben hat­te (wodurch er mit gering­wer­ti­gem Geld ein hoch­wer­ti­ges Eigen­tum erwirbt und einen ent­spre­chen­den Ver­mö­gens­zu­wachs erzielt). Es gab aber auch zahl­rei­che klei­ne Bau­ern, die auf die eine oder ande­re Art aus den Natio­nal­gü­tern ein Stück Land erwar­ben. Tat­säch­lich schuf die Revo­lu­ti­on eine brei­te Klas­se von neu­en Besitz­bür­gern in der Stadt und auf dem Land, die letzt­lich auch noch für Napo­le­on eine wich­ti­ge Stüt­ze sei­ner Macht bil­de­ten und als hoch­mo­ti­vier­te Sol­da­ten in sei­nen Armeen kämpf­ten, da er ihnen ihren neu­en Besitz garan­tier­te. Sei­ne Macht­er­grei­fung been­de­te die Wir­ren der Revo­lu­ti­on, in denen sie zu ihrem neu­en Reich­tum gelangt waren, bei deren Andau­ern sie jedoch fürch­ten muss­ten, ihren Besitz wie­der zu ver­lie­ren. Die Revo­lu­ti­on an einer Maxi­mal-Anfor­de­rung zu mes­sen, wonach sie erst mit der Erlan­gung der mate­ri­el­len Gleich­heit aller gelun­gen gewe­sen wäre, heisst, den rela­ti­ven Fort­schritt, den sie gebracht hat, ein­fach als Fehl­leis­tung wegzudiskutieren. 

«Money and stuff»

Im oben zitier­ten Pas­sus spricht Spang erneut von den “sup­po­sedly intrin­sic qua­li­ties” der Sil­ber- und Gold­mün­zen. Wir ken­nen das The­ma schon. Spang bezeich­net die Vor­stel­lung vom intrin­si­schen Wert nicht nur in Bezug auf Mün­zen aus Edel­me­tall als eine «cul­tu­ral fan­ta­sy», son­dern auch in Bezug auf alle ande­ren Arten von «com­mo­di­ty money» (Waren­geld), auf wel­che die fran­zö­si­sche Bevöl­ke­rung damals auswich: 

«Wri­ting con­tracts spe­ci­fy­ing pay­ment in ‘gold coins’ or, for the rent of rural pro­per­ties, in red or grey par­tridges, fat­ten­ed geese, and bus­hels of grain, indi­vi­du­als attempt­ed to pro­tect them­sel­ves and their pro­per­ty from fur­ther revo­lu­ti­on by posi­ting that a gold coin would always be a gold coin, that a par­tridge was always a par­tridge. [….] As ‘land’ had been for the assi­gnats’ pro­pon­ents (even so a sizable per­cen­ta­ge of the Church’s pro­per­ty con­sis­ted of urban buil­dings), so gold, sil­ver, and agri­cul­tu­ral goods were for the­se con­tracts – a cul­tu­ral fan­ta­sy of value made all the more powerful by not being ima­gi­ned as human con­s­truc­tion.” (S. 238)

Erlie­gen alle Men­schen, die in einem von hoher Infla­ti­on geplag­ten Land ihr Ver­mö­gen in Gold oder in ande­ren Waren anzu­le­gen ver­su­chen, einer «kul­tu­rel­len Fan­ta­sie»? Ist für das per­sön­li­che Über­le­ben nicht viel­leicht ein ech­tes Reb­huhn doch eine bes­se­re Wert­an­la­ge als die wei­te­re Auf­be­wah­rung eines Geld­scheins, mit dem ich mor­gen nur noch ein hal­bes Reb­huhn oder sogar noch weni­ger kau­fen kann? Möch­ten die­se Men­schen ihr Ver­mö­gen echt nur vor der wei­te­ren Revo­lu­ti­on schüt­zen, oder haben sie nicht viel­leicht Angst um ihr phy­si­sches Über­le­ben? Emp­fiehlt Spang allen Bewoh­nern von Län­dern wie Argen­ti­ni­en, Vene­zue­la oder ande­ren infla­ti­ons­ge­plag­ten Län­dern, ihr stets wert­lo­ser wer­den­des Geld zu behal­ten? Und wenn sie dies nicht tun, zum Bei­spiel um ihre Kin­der auch mor­gen noch ernäh­ren zu kön­nen, sind sie dann Kon­ter-Revo­lu­tio­nä­re? Emp­fiehlt sie den Regie­run­gen die­ser Län­der, den Wert des Gel­des per Gesetz und durch Zwangs­mass­nah­men zu fixie­ren und die­se auch dra­ko­nisch durch­zu­set­zen, not­falls mit­tels Guillotine? 

Kom­men wir zu den abschlies­sen­den «Erkennt­nis­sen», die Spang behaup­tet, in ihrem Buch belegt zu haben. 

«Ope­ra­ting within the faux-mate­ria­list per­spec­ti­ve that nar­ra­tes the histo­ry of money as a dif­fi­cult, per­haps mis­gui­ded, tran­si­ti­on from sub­s­tance to abs­trac­tion (from metal to paper), the assi­gnats’ intro­duc­tion and even­tu­al with­dra­wal pro­vi­de logi­cal-see­ming chro­no­lo­gi­cal boun­da­ries. In con­trast, howe­ver, this book insists that paper, per se, was never the defi­ning issue. Most tran­sac­tions befo­re the Revo­lu­ti­on had, after all, been made on or in paper. Many cham­bers of com­mer­ce both oppo­sed the issue of more assi­gnats in Sep­tem­ber 1790 and actively sup­port­ed local issuers of bil­lets de con­fi­ance. When Pari­si­ans from the fau­bourgs mar­ched into the Con­ven­ti­on on Prai­ri­al 1, Year III, they cal­led not for a return to some mythi­cal gold or sil­ver stan­dard but for laws enfor­cing the cir­cu­la­ti­on of paper at face value. Paper was not the pro­blem. Poli­tics — the strugg­le for cul­tu­ral legi­ti­ma­cy and eco­no­mic power among indi­vi­du­als defi­ned in regio­nal, social, and ideo­lo­gi­cal terms – poli­tics was the pro­blem.» (S. 248–249)

Wem der ein­lei­ten­de Satz etwas ver­schwur­belt erscheint, ist nicht allein. Man fragt sich, was er sagen soll. Er ist fast schon eine Kari­ka­tur von aka­de­mi­schem Schrei­ben. Aber gehen wir weiter. 

Zum Schluss fol­gert Spang: «poli­tics was the pro­blem». Dem State­ment folgt aber nichts, was klar machen wür­de, wel­che «strug­gles [..] for power» zwi­schen wel­chen Indi­vi­du­en denn hier eine Rol­le spiel­ten, Namen nennt Spang kei­ne. Und hat man bis­her in der Geschich­te nicht eher vom Kampf zwi­schen sozia­len Grup­pen (oder Klas­sen) mit unter­schied­li­chen Inter­es­sen gespro­chen als vom Kampf zwi­schen Indi­vi­du­en? Auch dazu sagt Spang kein Wort. Das Wort «poli­tics» ist eine lee­re Wort­hül­se, die nicht mit wei­te­rem Inhalt gefüllt wird, ein wei­te­rer «Mar­ker». 

Noch manch ande­res im oben zitier­ten Pas­sus ist frag­wür­dig oder unklar, kon­zen­trie­ren wol­len wir uns aber im Fol­gen­den auf Spangs Aus­sa­ge «Paper was not the pro­blem» aus dem­sel­ben Pas­sus. Die­se ist näm­lich schlicht falsch. Es ist abso­lut unwahr, dass es mit Papier­geld im Anci­en Régime nie ein Pro­blem gege­ben habe. 

Zu nen­nen wäre hier zuerst das Schei­tern des «sys­tème de John Law» (1716 bis 1720) in der Zeit der Régence von Phil­ip­pe d’Orléans nach dem Tode von Lou­is XIV. Es war der Ver­such, ange­trie­ben vom Schot­ten John Law, in Frank­reich eine Papier­wäh­rung zu schaf­fen ähn­lich den Pfund-Noten, die von der Bank of Eng­land (gegrün­det 1694) her­aus­ge­ge­ben wur­den. Nach der Grün­dung sei­ner Ban­que Géné­ra­le, die vom Regen­ten das Pri­vi­leg zur Aus­ga­be von (vom Staat garan­tier­ten) Bank­no­ten erhielt, bau­te Law sein «Sys­tem» immer wei­ter aus, durch Über­nah­me von meh­re­ren Gesell­schaf­ten zur Aus­beu­tung von fran­zö­si­schen Kolo­nien, aus deren künf­ti­gen Erträ­gen Law den Anle­gern uner­hör­te Reich­tü­mer ver­sprach. Finan­ziert wur­den die­se Über­nah­men durch die Aus­ga­be immer neu­er Anteils­schei­ne. Es kam zu einer rie­si­gen und hys­te­ri­schen Spe­ku­la­ti­on, die brei­te Gesell­schafts­krei­se ergriff und den Preis der Aktie (Bank und Kolo­ni­al­ge­sell­schaft waren mitt­ler­wei­le fusio­niert wor­den) in astro­no­mi­sche Höhen schnel­len liess, bis das Ver­trau­en der Anle­ger in die Zukunfts­ver­spre­chun­gen von Law ein­brach und es zur Kri­se und zum Bank­rott kam (und zur Flucht von Law nach Vene­dig). Vie­le Insi­der unter den Spe­ku­lan­ten hat­ten ihre Gewin­ne recht­zei­tig ins Tro­cke­ne gebracht und sie in Gold oder in ande­ren siche­ren Anla­gen ange­legt[22]. Vie­le ande­re aber, die an den mitt­ler­wei­le wert­los gewor­de­nen Papie­ren fest­ge­hal­ten hat­ten, ver­lo­ren alles. Die Geld­schei­ne der Bank waren wert­los gewor­den. Die Schaf­fung einer natio­na­len fran­zö­si­schen Papier­wäh­rung war damit jahr­zehn­te­lang vom Tisch, bis zum Expe­ri­ment der Assignaten. 

Aber auch für spä­te­re Zei­ten, und ins­be­son­de­re für die Zeit unmit­tel­bar vor der Revo­lu­ti­on, ist die Aus­sa­ge «Paper was not the pro­blem» falsch. Wenn Spang sagt, dass vor der Revo­lu­ti­on vie­le Trans­ak­tio­nen mit «paper» getä­tigt wur­den, so kann man ihrer Aus­sa­ge in die­ser all­ge­mei­nen Form zwar zustim­men, aber ein Pro­blem war die­ses «paper» durch­aus. Ver­wen­det wur­de nicht eine natio­na­le Wäh­rung in Papier­form, son­dern als Zah­lungs­mit­tel dien­ten kurz­fris­ti­ge Zah­lungs­an­wei­sun­gen bzw. kurz­fris­ti­ge Schuld­schei­ne, die von staat­li­chen Amts­stel­len oder von Steu­er­päch­tern stamm­ten. Alle die­se Papie­re waren letzt­lich gedeckt durch in Zukunft fäl­li­ge Steu­er­erträ­ge — genau wie Euge­ne White es in dem bereits zitier­ten Satz sagt: «Most of the government’s short-term debt took the form of tax anti­ci­pa­ti­ons — assi­gna­ti­ons, bil­lets de fer­mes, or rescrip­ti­ons.»[23] Gera­de weil das fran­zö­si­sche König­reich kei­ne öffent­li­che Bank nach dem Vor­bild der 1694 gegrün­de­ten Bank of Eng­land kann­te, war es für sei­ne kurz­fris­ti­ge Liqui­di­tät stark ange­wie­sen auf die­se kurz­fris­ti­gen Papie­re, die auch im wei­te­ren Publi­kum als Zah­lungs­mit­tel zirkulierten. 

Stell­ten die­se Papie­re wirk­lich kein Pro­blem dar, wie Spang behaup­tet? Schau­en wir genau­er hin. 

Eine bedeu­ten­de Rol­le im Finanz­we­sen des Anci­en Régime spiel­ten die Steu­er­päch­ter («fer­miers»; Steu­er­pacht = «fer­me»)[24]. Ihr Amt war käuf­lich, es wur­de gegen eine Kauf­sum­me vom König ver­ge­ben, sie waren zum einen Amts­trä­ger, agier­ten aber als pri­va­te Geschäfts­leu­te, und es war ihnen erlaubt, neben ihren staat­li­chen Auf­ga­ben auch pri­va­ten Geschäf­ten nach­zu­ge­hen. Sie waren ver­ant­wort­lich für die Erhe­bung je bestimm­ter Steu­ern in ihrem geo­gra­phi­schen Zustän­dig­keits­be­reich und für deren Wei­ter­lei­tung an die könig­li­che Ver­wal­tung, wobei sie dem König­tum für des­sen lau­fen­den Bedürf­nis­se oft auch Vor­schuss gewähr­ten, eben die erwähn­ten kurz­fris­ti­gen Kre­di­te, die letzt­lich durch künf­ti­ge Steu­er­erträ­ge gedeckt waren. Ihre auch im brei­te­ren Publi­kum zir­ku­lie­ren­den Schuld­pa­pie­re wur­den stets erneu­ert bzw. ver­län­gert und ihre Zahl aus­ge­wei­tet, so dass die künf­ti­gen Steu­er­ein­nah­men der «fer­miers» am Ende schon auf Jah­re hin­aus belehnt waren. 

Ihre kurz­fris­ti­gen Schuld­pa­pie­re stell­ten kei­ne Ver­bind­lich­keit des König­reichs dar, son­dern die Steu­er­päch­ter haf­te­ten als Pri­va­te für die­se Papie­re. Die­se konn­ten jedoch nicht belie­big ver­län­gert, geschwei­ge denn belie­big ver­mehrt wer­den. Als in der zwei­ten Hälf­te der 1780er Jah­re wegen der sich ver­schlech­tern­den Kon­junk­tur sowohl die von den Steu­er­päch­tern ein­ge­sam­mel­ten Steu­ern zurück­gin­gen als auch ihre pri­va­ten Geschäf­te lit­ten, kam es 1787 zum Kon­kurs eini­ger nam­haf­ter Ver­tre­ter aus ihren Rei­hen, was sich rasch zur Finanz­kri­se des Königs­hau­ses aus­wuchs. Die kurz­fris­ti­gen Kre­dit­pa­pie­re der Steu­er­päch­ter wur­den im Markt immer weni­ger akzep­tiert, da man deren Boni­tät nicht mehr trau­te. Auch die ande­ren, von Staats­tel­len selbst aus­ge­ge­be­nen kurz­fris­ti­gen Kre­dit­pa­pie­re («assi­gna­ti­ons»), wur­den im Markt immer weni­ger akzep­tiert, da auch sie letzt­lich gedeckt waren durch künf­ti­ge Steu­er­ein­nah­men, an deren Ein­tref­fen in genü­gen­dem Volu­men der Markt nicht mehr glaub­te. Dem König­reich stan­den somit neben den ein­ge­bro­che­nen Steu­er­ein­nah­men auch die kurz­fris­ti­gen Kre­dit­pa­pie­re nicht mehr als Finan­zie­rungs­quel­le zur Ver­fü­gung, und lang­fris­ti­ge Kre­di­te wur­den dem König­reich auf­grund sei­ner Zah­lungs­schwie­rig­kei­ten eben­falls kaum mehr gewährt — was zur Fol­ge hat­te, dass das König­reich sei­ne finan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen nicht mehr voll erfül­len konn­te. Fäl­li­ge Ren­ten-Zah­lun­gen muss­ten im Jahr 1787 teil­wei­se auf­ge­scho­ben wer­den, und auch ande­re Zah­lun­gen des Staa­tes erfolg­ten unre­gel­mäs­sig oder ent­fie­len. So kün­dig­te sich 1787 bereits der Staats­bank­rott des fol­gen­den Jah­res an: Die kata­stro­pha­len Wit­te­rungs­ver­hält­nis­se und die Miss­ern­te des Jah­res 1788 ver­schärf­ten die Lage, der wirt­schaft­li­che Ein­bruch führ­te zu einem wei­te­ren Ein­bruch der Steu­er­ein­nah­men und zu einem tota­len Ver­sie­gen aller Kre­dit­quel­len – im August 1788 war das König­reich gezwun­gen, sei­ne Zah­lun­gen ein­zu­stel­len, es kam zum de fac­to-Staats­bank­rott, wäh­rend das Land gleich­zei­tig von Hun­ger­re­vol­ten über­zo­gen wur­de und die öffent­li­che Ord­nung ins Kip­pen kam. 

Es war die­ser de fac­to-Staats­bank­rott, der den König im August 1788 zwang, dem Druck zur Ein­be­ru­fung der Gene­ral­stän­de («États Géné­raux»), dem er sich wäh­rend Jah­ren wider­setzt hat­te, nach­zu­ge­ben, um durch die Gewäh­rung neu­er Steu­ern die Staats­fi­nan­zen zu sanie­ren. Die Gene­ral­stän­de, die letzt­mals 1614 (!) ein­be­ru­fen wor­den waren, waren nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung die ein­zi­ge Instanz, wel­che die Kom­pe­tenz hat­te, neue Steu­ern zu bewil­li­gen. Wobei die Hoff­nung des Königs war, sie nach der Bewil­li­gung neu­er Steu­ern wie­der auf­lö­sen zu kön­nen. Mit der Ein­be­ru­fung der Gene­ral­stän­de, die im Mai 1789 erst­mals zusam­men­tra­ten, war jedoch eine ande­re Dyna­mik ins Rol­len gekom­men, die der König nicht mehr kon­trol­lie­ren konn­te: die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on[25]. Die Gene­ral­stän­de kon­sti­tu­ier­ten sich zur Natio­nal­ver­samm­lung, zur allei­ni­gen Ver­tre­te­rin des Vol­kes, und lies­sen sich nicht mehr auf­lö­sen, son­dern über­nah­men zuneh­mend die Macht. In Gang gesetzt wor­den war die­se Dyna­mik aber durch den Staats­bank­rott von 1788, bei wel­chem der Ein­bruch des Ver­trau­ens in die kurz­fris­ti­gen Kre­dit­pa­pie­re eine wesent­li­che Rol­le gespielt hat­te. Von wegen «Paper was not the pro­blem»!

In Spangs Aus­füh­run­gen wer­den kei­ne neu­en Erkennt­nis­se über die Revo­lu­ti­on gebo­ten, son­dern viel­mehr wird das, was wir aus frü­he­ren For­schun­gen über die Revo­lu­ti­on wis­sen, ver­wischt und ver­ne­belt oder sogar schlicht ver­kannt. Ihr Werk ist kein Fort­schritt in der For­schung, son­dern ein Rück­schritt hin­ter das bis­he­ri­ge Wis­sen zurück.

Unver­traut­heit mit dem For­schungs­ge­gen­stand — nochmals

Der Vor­wurf des «Feuil­le­to­nis­mus» und der Unver­traut­heit mit dem Gegen­stand der For­schung ist kein leich­ter, und es ist mir des­halb ein Anlie­gen, ein­deu­tig zu bele­gen, was ich damit mei­ne. Des­halb bringt die­ses Kapi­tel eini­ge wei­te­re Bei­spie­le, die mei­nes Erach­tens dras­tisch sind. 

Ers­tes Bei­spiel. Spang schreibt: 

«The exten­si­ve cre­dit eco­no­my of the eigh­te­enth cen­tu­ry was not a ‘bubble’. It was not fated to pop. Other scho­lars have been incli­ned to reach this con­clu­si­on, but it seems a fail­ure of his­to­ri­cal ima­gi­na­ti­on to label the Old Regime cre­dit eco­no­my ‘unsus­tainable’. True enough, after 1789–1793 it was lar­ge­ly not sus­tained, but that acci­dent of histo­ry does not suf­fice to decla­re it alre­a­dy struc­tu­ral­ly unsound in 1782 or even in 1785. Sus­tainable, it may well have been. Shock pro­of, it was not.” (S. 56)

Man reibt sich die Augen! Spang behaup­tet, die Kre­dit­wirt­schaft des Anci­en Régime sei nicht «unsus­tainable» gewe­sen, erst durch den «acci­dent of histo­ry» der Revo­lu­ti­on sei sie dies gewor­den. Die Revo­lu­ti­on war jedoch nicht ein «acci­dent of histo­ry», der mit dem Zustand der Staats­fi­nan­zen ursäch­lich nichts zu tun hat­te. Viel­mehr war Zustand der Staats­fi­nan­zen eine der direk­ten Ursa­chen der Revo­lu­ti­on, wie wir im letz­ten Kapi­tel gese­hen haben!

Von wel­cher «cre­dit eco­no­my of the eigh­te­enth cen­tu­ry» redet Spang, wenn sie behaup­tet, die­se «was not fated to pop»? Von der Kre­dit­wirt­schaft der pri­va­ten Wirt­schaft oder von den Staats­fi­nan­zen? Gehen wir davon aus, dass sie von den Staats­fi­nan­zen und dem Kre­dit des König­rei­ches spricht. Die­ser Kre­dit kam aber nicht erst in den Jah­ren 1789–1793 ins Wan­ken, viel­mehr war die «bubble» schon im Jahr 1788 geplatzt, als das König­reich sei­ne Zah­lun­gen ein­stell­ten muss­te und es zum de fac­to-Staats­bank­rott kam. Von wegen «was not fated to pop»! 

Zudem weist die Lite­ra­tur zur Finanz­kri­se des Anci­en Régime nach, dass die Staats­schuld tat­säch­lich struc­tu­ral­ly unsound war, und zwar nicht wegen ihrer abso­lu­ten Höhe, son­dern wegen der unge­rech­ten Ver­tei­lung der Steu­er­last, der Inef­fi­zi­enz in der Steu­er­erhe­bung, und des Man­gels an Trans­pa­renz und Legi­ti­mi­tät eines König­tums, des­sen Finanz­ge­ba­ren kei­ner par­la­men­ta­ri­schen Kon­trol­le unter­stand (wie es damals in Gross­bri­tan­ni­en bereits der Fall war). Und struc­tu­ral­ly unsound war nicht nur die Staats­schuld, son­dern auch die Staats­struk­tur Frank­reichs, weil der Drit­te Stand, der über 98% der Bevöl­ke­rung Frank­reichs aus­mach­te und den Gross­teil der Steu­ern trug, in den Insti­tu­tio­nen des Staa­tes in kei­ner Form ver­tre­ten war. Es erstaunt nicht, dass der Drit­te Stand die Gele­gen­heit der Gene­ral­stän­de nutz­te, um eine defi­ni­ti­ve Reform des Staa­tes und sei­ner Insti­tu­tio­nen durch­zu­set­zen und den eige­nen Platz dar­in dau­er­haft zu sichern. Spang, die andern­orts ihr Inter­es­se an «poli­tics» unter­streicht, hät­te hier eine mus­ter­haf­te «case stu­dy» der Poli­ti­schen Öko­no­mie stu­die­ren kön­nen, aber sie igno­riert das Thema. 

Spang wirft im obi­gen Pas­sus ande­ren For­sche­rin­nen und For­schern «a fail­ure of his­to­ri­cal ima­gi­na­ti­on» vor. Nun, man wür­de sich bei Spang selbst gern weni­ger «ima­gi­na­ti­on» und mehr his­to­ri­sche Sach­kennt­nis wünschen! 

Kom­men wir zum nächs­ten Beispiel: 

«In 1791, after two years of tru­ly unpre­ce­den­ted chal­lenges to roy­al aut­ho­ri­ty, [….] thou­sands of inves­tors [….] still thought of the Crown’s ren­tes via­gè­res as safe invest­ments. One easy way to explain this per­cep­ti­on would be that eco­no­mic thin­king sim­ply did not keep pace with other sorts of chan­ge, that people’s finan­cial expec­ta­ti­ons ‘lag­ged behind‘ trans­for­ma­ti­ons in poli­ti­cal cul­tu­re. French men and women, in other words, did not ful­ly under­stand the chan­ging world in which they lived. Yet it is also worth con­side­ring that the rela­ti­on bet­ween new-style revo­lu­ti­on and old-style invest­ment may have been as dialec­ti­cal as it was line­ar.” (S. 31)

Ent­ge­gen der Dar­stel­lung Spangs spricht nichts dage­gen, dass die Inves­to­ren im Jah­re 1791 wei­ter­hin an den Wert der Leib­ren­ten glaub­ten. Sie betrach­te­ten die­se zurecht nicht als eine Ver­pflich­tung des Königs, son­dern des Staa­tes. Vie­le Bür­ger hat­ten ja gera­de als Inha­ber von Leib­ren­ten das Finanz­ge­ba­ren des König­tums kri­ti­siert, wel­ches die Ren­ten-Zah­lun­gen 1788 hat­te unter­bre­chen müs­sen, und sie erhoff­ten sich von der Revo­lu­ti­on eine ver­bes­ser­te Ein­hal­tung der Zah­lungs­pflich­ten durch den Staat. Die poli­ti­schen Umwäl­zun­gen waren nicht per se schon ein Grund, die­se Erwar­tun­gen zu ver­ges­sen. Dass die Men­schen – so eine wei­te­re Aus­sa­ge Spangs – die Welt, die sich um sie her­um ver­än­der­te, nicht ganz ver­stan­den, ist eine Bin­sen­wahr­heit, die nicht nur unter den Bedin­gun­gen einer Revo­lu­ti­on gilt. Tat­säch­lich war die Zukunft auch im Jahr 1791 noch nicht ein­deu­tig deter­mi­niert, son­dern nach vor­ne offen, wie­so also hät­ten die Inves­to­ren ihre Erwar­tun­gen bereits anpas­sen sol­len? Das Reden von der Bezie­hung zwi­schen «new-style revo­lu­ti­on and old-style invest­ment» ist nichts ande­res als Gere­de, eben­so die Aus­sa­ge, die­se Bezie­hung «may have been as dialec­ti­cal as it was line­ar» (typi­scher­wei­se im Mög­lich­keits­sinn und nicht im Sinn einer kla­ren Fest­stel­lung — und klar, «dialec­ti­cal» und «line­ar» tönen immer gut). 

Bei­spiel drei: 

«The offi­ci­al public defi­ni­ti­on of ‘money’ exten­ded only to coins pro­du­ced by the king’s mints, but that abso­lu­tism did not pene­tra­te very far into many sec­tors of the eco­no­my. Ins­tead, even the roy­al house­hold ran a debt for most of its purcha­ses and even the sta­te issued a bewil­de­ring varie­ty of cir­cu­la­ting short-term papers. The poli­ti­cal cate­go­ry of money and the cre­dit mecha­nisms actual­ly at work in the eco­no­my regu­lar­ly diver­ged.” (S. 13)

Ich weiss nicht, auf wel­che «offi­zi­el­le» Defi­ni­ti­on von Geld sich Spang bezieht. Kein Wäh­rungs­his­to­ri­ker und kei­ne Wäh­rungs­his­to­ri­ke­rin wür­de sich allein auf das gepräg­te Geld kon­zen­trie­ren, wenn sie vom Wäh­rungs­sys­tem des Anci­en Régime (oder irgend eines ande­ren Lan­des) spre­chen, und sie wür­den es nicht als neue Ent­de­ckung anprei­sen, dass das König­reich auf Kre­dit leb­te und dass es neben dem gepräg­ten Geld auch kurz­fris­ti­ge Kre­dit­pa­pie­re gab, die als Geld funk­tio­nier­ten. Alles alt­be­kann­te Tat­sa­chen. Das Bestehen von Staats­schul­den hat auch nichts damit zu tun, dass der Abso­lu­tis­mus in vie­le Wirt­schafts­be­rei­che nicht weit hin­ein drang, wie Spang schreibt. Und davon zu reden, dass der Staat selbst «a bewil­de­ring varie­ty of cir­cu­la­ting short-term papers» her­aus­gab, zeugt von Ober­fläch­lich­keit, kann man die­se kurz­fris­ti­gen Kre­dit­pa­pie­re doch, wie das erwähn­te Zitat von Euge­ne White[26] zeigt, sehr klar und über­sicht­lich umschrei­ben und defi­nie­ren. Und was soll der Satz bedeu­ten, dass die poli­ti­sche Kate­go­rie Geld und die in der Wirt­schaft tat­säch­lich wir­ken­den Kre­dit­me­cha­nis­men regel­mäs­sig von­ein­an­der abge­wi­chen sei­en? Geld und — durch Kre­di­te geschaf­fe­nes — Buch­geld sind in der Wäh­rungs­theo­rie eins, Buch­geld wird eben­so als Geld betrach­tet wie phy­si­sches Geld. Der gan­ze Pas­sus ist Schaumschlägerei. 

Und noch ein Beispiel:

«His­to­ri­ans, like the revo­lu­tio­na­ries they stu­dy, have been slow to take an inte­rest in how money is manu­fac­tu­red or even in what it looks like. While this era’s eco­no­mic thought and mone­ta­ry poli­cy have been the sub­ject of mul­ti­ple volu­mes, the busi­ness of prin­ting assi­gnats and of min­ting small chan­ge has gone almost com­ple­te­ly unstudi­ed. Inspi­red by aut­hors such as Karl Marx and Georg Sim­mel, both of whom trea­ted money as the modern world’s chief and most powerful abs­trac­tion, scho­lars have gene­ral­ly been loa­the to look at money. After all, sure­ly only fetis­hists and four-year-olds real­ly care what money looks like?” (S. 103)

Typi­sche Merk­ma­le von Spangs Stil sind in die­sem Pas­sus ver­eint, das «name-drop­ping» bzw. die Gelehr­sam­keits-Mar­ker (Marx und Sim­mel) eben­so wie die Her­ab­las­sung gegen­über ande­ren For­sche­rinn­nen und For­schern, die ein The­ma nicht berück­sich­tigt haben sol­len, näm­lich den Her­stel­lungs­pro­zess von Geld. Wobei in die­ser Behaup­tung erneut schon wie­der eine fal­sche Aus­sa­ge steckt, denn sie trifft zumin­dest für das von Spang genann­te Prä­gen von Klein­geld («min­ting small chan­ge») nicht zu, sie­he das Buch von Sargent/Velde, «The big pro­blem of small chan­ge», von dem schon die Rede war[27]. Sargent/Velde gehen durch­aus auf den Her­stel­lungs­pro­zess von Klein­geld-Mün­zen ein, dort aber im Zusam­men­hang mit rele­van­ten Fra­gen zum rela­ti­ven Anteil von Metall­wert, Prä­ge­kos­ten und Prä­ge­ge­winn sowie zur Ent­wick­lung der fäl­schungs­si­che­ren Prä­ge­tech­nik – Fra­gen, die bei allen Metall­mün­zen (Kup­fer, Sil­ber, Gold) damals wich­tig waren. Bei Papier­geld, des­sen Wert bei­na­he unab­hän­gig ist von sei­nen Her­stel­lungs­kos­ten, ist der Her­stel­lungs­vor­gang aber kaum mehr rele­vant, höchs­tens noch wegen Fra­gen der Fäl­schungs­si­cher­heit. Des­halb zuletzt die Fra­ge: Begreift man wirk­lich mehr vom US-Dol­lar und von der Dol­lar-Domi­nanz in der Welt, wenn man den tech­ni­schen Druck­pro­zess für Dol­lar­no­ten stu­diert? Die Ant­wort erüb­rigt sich. Der gan­ze obi­ge Pas­sus ist Hum­bug. Und der Abschluss mit den «fetis­hists and four-year-olds» gehört direkt in die Rubrik «crea­ti­ve wri­ting course». 

Wei­ter geht’s: 

«This chap­ter the­r­e­fo­re lea­ves open the pos­si­bi­li­ty that the rela­ti­onship bet­ween the prin­ting of addi­tio­nal money and the currency’s loss of value may have been as much a pro­duct of histo­ry as it was of natu­re – that it may, in fact, have been as com­plex as the rela­ti­on bet­ween indus­tria­liza­ti­on and class for­ma­ti­on.” (S. 216)

Der Satz besteht aus Leer­for­meln und Mut­mas­sun­gen («.. lea­ves open the pos­si­bi­li­ty..»!), die zu nichts ver­pflich­ten («..may have been..»!), und das belie­bi­ge Ver­bin­den von allem mit allem kommt hier bezo­gen auf das­sel­be The­ma gleich in dop­pel­ter Aus­füh­rung, wird doch nicht nur gesagt, dass der Wert­ver­lust der Assi­gna­ten viel­leicht eben­so ein Pro­dukt der Geschich­te wie der Natur «gewe­sen sein könn­te» (an sich schon ein Pseu­do-Tief­sinn, und wei­ter aus­ge­führt wird der Anteil von «Geschich­te» und «Natur» nicht), son­dern auch dass der Wert­ver­lust viel­leicht ein ähn­lich kom­ple­xes Phä­no­men «gewe­sen sein könn­te» (im absi­chern­den Kon­junk­tiv!) wie die Bezie­hung zwi­schen Indus­tria­li­sie­rung und Klas­sen­bil­dung (Gesin­nungs-Mar­ker!). Kein Wort wird dar­über ver­lo­ren, was nun wirk­lich die kon­kre­te Bezie­hung zwi­schen Wert­ver­lust der Assi­gna­ten auf der einen Sei­te und der Indus­tria­li­sie­rung und Her­aus­bil­dung von sozia­len Klas­sen auf der ande­ren Sei­te ist (oder sein könn­te: schon für eine Hypo­the­se wäre man dank­bar!). Von Indus­tria­li­sie­rung ist im gan­zen Buch sonst nicht die Rede, und auch von Klas­sen­bil­dung nicht, auch wenn sich Spang hie und da auf das «ein­fa­che Volk» von Paris beruft. 

Geld, Geld­ge­schich­te, Geldtheorie

Ange­sichts der offen­sicht­li­chen Ver­ständ­nis- und Kennt­nis­lü­cken von Rebec­ca Spang beim The­ma Geld und Finan­zen ist es umso stos­sen­der, wenn sie sich auf der ande­ren Sei­te erlaubt, die ent­spre­chen­den Arbei­ten ande­rer her­ab­las­send zu kri­ti­sie­ren. So erlaubt sie sich zum Bei­spiel, ein umfas­sen­des Werk wie Mar­cel Marion’s sechs­bän­di­ge «His­toire finan­ciè­re de la France depuis 1715» (erschie­nen 1914–1931) her­ab­las­send als ein Werk der «Finanz­ge­schich­te» in Anfüh­rungs­zei­chen zu bezeich­nen, anders gesagt: der «soge­nann­ten» Finanz­ge­schich­te. Das ist etwa so, wie wenn man das Buch «Cra­s­hed» von Adam Too­ze als «soge­nann­te Geschich­te der Finanz­kri­se», oder – man erlau­be mir den Sprung – wenn man Ein­steins Rela­ti­vi­täts­theo­rie als ein Werk der «soge­nann­ten Phy­sik» bezeich­nen wür­de. Mari­on ist immer direkt auf den Quel­len und kennt sei­ne Mate­rie sehr gut, der Leser kann immer genau erken­nen und ver­ste­hen, wovon er redet, und die Tat­sa­che, dass Mari­on gegen eine über­mäs­si­ge Staats­ver­schul­dung ein­ge­stellt ist (was Spang als Vor­wurf gegen ihn ver­wen­det), bedeu­tet nicht, dass die von ihm dar­ge­stell­ten Fak­ten falsch wären oder dass er die Quel­len falsch gele­sen oder falsch zitiert hät­te. Auch lin­ke His­to­ri­ker zol­len ihm fach­lich durch­aus ihren Respekt. 

Spang macht eini­ge kri­ti­sche Bemer­kun­gen zur neo­klas­si­schen Öko­no­mie und meint, damit alle ihr wider­spre­chen­den Ansät­ze zum Ver­ständ­nis von Geld genü­gend des­avou­iert zu haben. Ihre Kri­tik ist ober­fläch­lich und pau­schal, sie geht nicht auf ein­zel­ne Autoren und deren Theo­rien ein, und dabei sti­li­siert sie die neo­klas­si­sche Öko­no­mie zu einem Popanz, der nichts mit der Wirk­lich­keit der heu­ti­gen Geld­theo­rie zu tun hat. Auch inner­halb der Öko­no­mie selbst sind die Lücken der neo­klas­si­schen Theo­rie in Bezug auf Geld und Wäh­rung längst kri­ti­siert und über­holt wor­den, die Öko­no­mie hat mitt­ler­wei­le kom­ple­xe­re Theo­rien zu dem The­ma ent­wi­ckelt. Genau­so wie die Öko­no­mie heu­te auch wei­ter­ge­hen­de Dar­le­gun­gen der von Spang scharf kri­ti­sier­ten «com­mo­di­ty theo­ry of money» hat als das ein­zi­ge von ihr zu die­sem The­ma zitier­te Werk von 1876! 

Man kann es jedem Men­schen leicht ver­zei­hen, der Schwie­rig­kei­ten hat, das kom­ple­xe The­ma Geld wirk­lich zu ver­ste­hen. Aber von einer His­to­ri­ke­rin, die über das The­ma ein Buch schrei­ben will, dürf­te man erwar­ten, dass sie sich in Geld­theo­rie und Geld­ge­schich­te bewan­dert macht und auch die tech­ni­schen Aspek­te des Wäh­rungs­we­sens ver­steht, so dass sie zumin­dest vor den gröbs­ten Irr­tü­mern gefeit ist. Dies zu unter­las­sen, ist so, als wür­de sich jemand erlau­ben, ein Buch über Phy­sik zu schrei­ben, ohne etwas von Phy­sik zu verstehen. 

Hät­te sich Spang in die Geld- und Wäh­rungs­ge­schich­te ein­ge­le­sen, so hät­te sie dar­aus erfah­ren kön­nen, wel­che poli­ti­schen und insti­tu­tio­nel­len Bedin­gun­gen not­wen­dig sind, um das Ver­trau­en in eine Papier­wäh­rung zu gewähr­leis­ten – Bedin­gun­gen, die ver­gleich­bar im Frank­reich der Revo­lu­ti­ons­zeit nicht vor­han­den waren, wes­we­gen auch das Expe­ri­ment der Assi­gna­ten nicht gelin­gen konn­te. Bei gege­be­nen Vor­aus­set­zun­gen konn­te sich aber auch in Frank­reich im Lau­fe des 19. Jahr­hun­derts das Papier­geld in einem kom­ple­xen poli­ti­schen und insti­tu­tio­nel­len Pro­zess durch­set­zen — ohne Ein­satz der Guillotine. 

Geschich­te oder Ideologie?

Am Ende der Lek­tü­re von Spangs Buch fragt man sich, was denn über­haupt ihr theo­re­ti­scher Ansatz ist, mit dem sie ihren Unter­su­chungs­ge­gen­stand angeht. Die Ant­wort ist lei­der, dass der Ansatz pri­mär ideo­lo­gisch ist. 

Es fin­den sich in ihrem Buch tat­säch­lich zahl­lo­se Stel­len, wo vor­ge­fass­te ideo­lo­gi­sche Ansich­ten zu erken­nen sind, die nicht aus den von der Autorin gewon­ne­nen Erkennt­nis­sen resul­tie­ren, son­dern die­sen vor­aus­ge­hen und ihre Wahr­neh­mung lei­ten. Dies ist zum Bei­spiel der Fall bei dem fol­gen­den Pas­sus, der hier als letz­tes Zitat ste­hen soll, und den ich mehr oder weni­ger gezwun­gen bin, in sei­ner gan­zen Län­ge wie­der­zu­ge­ben, da jede Kür­zung die Ket­te der asso­zia­ti­ven – aber empi­risch oder quel­len­mäs­sig nicht beleg­ten — Ver­bin­dun­gen zwi­schen den ver­schie­dens­ten The­men unter­bre­chen wür­de. Es geht hier um den nach dem Sturz Robes­pierres gefass­ten Beschluss der Abge­ord­ne­ten des Kon­vents, den frei­en Han­del von Gold und Sil­ber wie­der zuzu­las­sen — was hiess, dass die Assi­gna­ten nicht mehr zu ihrem Nenn­wert gehan­delt wer­den mussten. 

«Refu­sing to accept that the mem­bers of the crowd con­sti­tu­ted ‘the peo­p­le’ or that their dai­ly expe­ri­ence of shorta­ges and high pri­ces gave them any right to speak on ques­ti­ons of mone­ta­ry poli­cy, legis­la­tors first mar­gi­na­li­zed them dis­cur­si­ve­ly and then, after the vio­lence of Prai­ri­al, repres­sed them with armed force. Tur­ning a deaf ear to the crowd’s asser­ti­on that ‘the assi­gnats are decli­ning in value becau­se of the decrees you pas­sed [such as the aboli­ti­on of the Maxi­mum],’ the mem­bers of the Ther­mi­do­re­an Con­ven­ti­on ins­tead respon­ded by fur­ther dere­gu­la­ting the money trade. Short­ly after the Ger­mi­nal upri­sing, they voted to decri­mi­na­li­ze the sale of gold and sil­ver. They also orde­red Cambon’s arrest[28]. (He fled to Lausanne.)

As they retur­ned to the extre­me ver­si­on of free-mar­ket thin­king pre­do­mi­nant in 1789–1792, law­ma­kers again descri­bed money as a good like any other. ‘Real­ly, what would it mean’, asked Jean­bon Saint André, ‘for us to decla­re that sil­ver is a com­mo­di­ty? Isn’t it so by its natu­re? Any law that vio­la­tes the natu­re of things must soo­ner or later be impo­tent.’ Sin­ce gold and sil­ver were ‘uni­ver­sal­ly’ valued, Ver­nier argued, a govern­ment that regu­la­ted their cir­cu­la­ti­on also cut its­elf off from inter­na­tio­nal com­mer­ce – fea­si­ble for the Spar­t­ans and the Incas, such mea­su­res were ‘incon­ceiva­ble’ for a com­mer­cial coun­try such as France. From this per­spec­ti­ve, the con­cerns of the actu­al, living men and women of Paris could easi­ly be defi­ned as ‘unna­tu­ral’ (as, by impli­ca­ti­on, were tho­se who expres­sed them). That the Con­ven­ti­on had ever man­da­ted the accep­tance of paper and coin on equal terms beca­me, in the cour­se of 1795, sim­ply fur­ther evi­dence of how mons­truous ‘the Ter­ror’ had tru­ly been. 

Repu­dia­ting their ear­lier mone­ta­ry poli­ci­es and igno­ring ordi­na­ry Pari­si­ans, legis­la­tors in the after­math of Ger­mi­nal moved to end the Revo­lu­ti­on – and ther­eby silence the Paris crowd – by balan­cing the Republic’s account books. (S. 226–227)

Es ist fast schon per­fid, wie Spang hier eine Argu­men­ta­ti­ons­ket­te schmie­det, die mit kei­ner­lei Quel­len belegt ist, son­dern allein aus ihrer eige­nen vor­ge­fass­ten ideo­lo­gi­schen Meta­theo­rie abge­lei­tet wird. Auch hier muss man schon mehr­mals lesen, bis man ganz ver­steht, wel­che Argu­men­te Spang sozu­sa­gen im luft­lee­ren Raum auf­tischt. Zum Bei­spiel: Die Par­la­men­ta­ri­er hät­ten, indem sie den frei­en Han­del mit Gold und Sil­ber als eine «natür­li­che» Sache betrach­te­ten, impli­zit die Sor­gen des ein­fa­chen Vol­kes von Paris («the actu­al, living men and women of Paris») die­ser Fik­ti­on des «Natür­li­chen» geop­fert und die­se Sor­gen – und damit auch das ein­fa­che Volk selbst, das die­se Sor­gen aus­drück­te – als «unna­tür­lich» betrach­tet. Dies ist eine uner­hör­te Mut­mas­sung ohne den gerings­ten Beleg. Und wenn Spang den Par­la­men­ta­ri­ern vor­wirft, sie hät­ten mit ihrem Ent­scheid das legi­ti­me Recht des Vol­kes, auf­grund sei­ner täg­li­chen Erfah­rung des Man­gels und der hohen Prei­se in wäh­rungs­po­li­ti­schen Fra­gen mit­zu­re­den, igno­riert und unter­drückt, so ist dies simp­ler Arme Leute-Populismus. 

Auch im oben zitier­ten lan­gen Pas­sus steht im Hin­ter­grund Spangs Ableh­nung der Idee vom intrin­si­schen Wert von Gold und Sil­ber­mün­zen als «cul­tu­ral fan­ta­sy». Hat das von Spang sonst so gelob­te Volk aber nicht den­sel­ben Feh­ler gemacht, Gold- und Sil­ber­mün­zen als wert­vol­ler zu betrach­ten als ent­wer­te­te Assi­gna­ten? Die Mei­nung des Vol­kes, der Wert der Assi­gna­ten sin­ke wegen der von den Par­la­men­ta­ri­ern gefass­ten Beschlüs­se, wird von Spang unhin­ter­fragt als Wahr­heit sti­pu­liert, die von den Par­la­men­ta­ri­ern abge­lehnt wor­den sei. Sowie­so: Die auf­rüh­re­ri­sche Bevöl­ke­rung von Paris, die viel­fach Spiel­ball ver­schie­de­ner — und nicht nur ihrer eige­nen — Inter­es­sen war, schlicht als authen­ti­sche Ver­tre­tung des gesam­ten ein­fa­chen Vol­kes von Frank­reich zu betrach­ten, ist etwas gar unter-kom­plex. Es belegt vor allem die ver­ein­fa­chen­de ideo­lo­gi­sche Aus­rich­tung von Spang. 

Dass die Infla­ti­on noch ande­re Grün­de hat­te als die Wei­ge­rung der Par­la­men­ta­ri­er, den Nenn­wert der Assi­gna­ten zu garan­tie­ren, wird bei Spang nicht in Erwä­gung gezo­gen. Eben­so wird nicht in Erwä­gung gezo­gen, dass die ärme­ren Schich­ten in der Regel mehr unter jeder Infla­ti­on lei­den als die wohl­ha­ben­de­ren Schich­ten, die sich mit Sach­wer­ten (Häu­ser, Land, usw.) zum Teil gegen den Wäh­rungs­zer­fall schüt­zen kön­nen. Dass der Ver­such zur Sta­bi­li­sie­rung der Wäh­rung also impli­zit auch den ärme­ren Schich­ten zugu­te­kom­men könn­te, bleibt uner­wähnt. Der Preis­auf­trieb war nicht zuletzt auch durch Man­gel an allem Lebens­not­wen­di­gen ver­ur­sacht, und in der Regel kann man die­sen Man­gel durch Preis­ober­gren­zen auf die Län­ge nicht behe­ben, viel­mehr müs­sen dazu auch ande­re Anrei­ze wir­ken. Bei Spangs Lie­be zu Zita­ten aus dem ein­fa­chen Volk hät­te sie eigent­lich auch zitie­ren müs­sen, mit wel­chen Rufen das Volk den Gang Robes­pierre zur Guil­lo­ti­ne beglei­te­te: «Fou­tu le Maxi­mum!». Denn die Geset­ze zum «Maxi­mum» hat­ten nicht nur die Ober­gren­ze für Güter­prei­se fest­ge­legt, son­dern auch die Ober­gren­ze für Löh­ne, unter der die arbei­ten­de Bevöl­ke­rung ange­sichts der Infla­ti­on litt, und wofür sie Robes­pierre ver­ant­wort­lich machte. 

Spang behaup­tet im obi­gen Zitat wei­ter, die Par­la­men­ta­ri­er hät­ten die Inter­es­sen des ein­fa­chen Vol­kes geop­fert, um durch ihre Mass­nah­me die staat­li­che Buch­hal­tung wie­der zum Aus­gleich zu brin­gen, was sie aber mit kei­ner Quel­le belegt, und was auch schlicht nicht wahr ist, denn in Wirk­lich­keit kamen die staat­li­chen Finan­zen durch die­se Mass­nah­me kei­nes­wegs ins Gleich­ge­wicht. Spangs Wort­spiel — «silence the Paris crowd — by balan­cing the Republic’s account books» — ist erneut ein rei­ner Fall von «crea­ti­ve wri­ting». Tat­säch­lich geht Spang mit kei­nem Wort auf den Zustand der öffent­li­chen Finan­zen ein, nicht nur an die­ser Stel­le, son­dern im gan­zen Buch nicht, und nennt auch kei­ne ein­zi­ge Zahl dazu. Wie das gan­ze Buch sowie­so, um auch dies hier noch zu erwäh­nen, ohne jede Tabel­le oder Sta­tis­tik aus­kommt, was bei einem Buch zur Wirt­schafts- und Wäh­rungs­ge­schich­te doch erstaunt. Die Staats­fi­nan­zen blie­ben jeden­falls im Ungleich­ge­wicht, der unum­gäng­li­che Schul­den­schnitt erfolg­te erst in der Regie­rungs­zeit des Direc­toire (1795–1799): Im Sep­tem­ber 1797 kürz­te man die lang­fris­ti­gen Schul­den des Staa­tes, ein­schliess­lich der Alt­schul­den aus der Zeit vor der Revo­lu­ti­on, um zwei Drit­tel («la ban­que­rou­te des deux tiers»). Kei­ne Rede davon bei Spang. 

In den Sät­zen, die an das obi­ge Zitat anschlies­sen (wir ver­zich­ten hier auf ein wei­te­res Ori­gi­nal­zi­tat), erläu­tert Spang die von den Par­la­men­ta­ri­ern dis­ku­tier­ten und beschlos­se­nen Mass­nah­men zur Aus­ser­kraft­set­zung der Assi­gna­ten. Die­se soll­ten nur noch auf beschränk­te Zeit ihre Gül­tig­keit bewah­ren und wür­den vom Staat wäh­rend die­ser Zeit noch zum Nenn­wert an Zah­lungs­statt ange­nom­men, jedoch aus­schliess­lich zum Bezah­len offe­ner Schul­den aus dem Erwerb von Natio­nal­gü­tern (deren Kauf­preis oft erst zu einem gerin­gen Teil­be­trag ein­be­zahlt wor­den war) und zum Bezah­len von offe­nen Steuerschulden. 

Es ist nicht ein­sich­tig, wie­so die­se Mass­nah­men zur Aus­ser­kraft­set­zung der Assi­gna­ten gera­de aus­schliess­lich der armen Bevöl­ke­rung hät­ten scha­den sol­len, wie Spang behaup­tet. Die Assi­gna­ten jetzt aus dem Markt zu zie­hen, indem der Staat sie zur Bezah­lung fäl­li­ger Schul­den aus dem Kauf von Natio­nal­gü­tern sowie von Steu­er­schul­den akzep­tier­te, ent­sprach eigent­lich dem ursprüng­li­chen Zweck der Assi­gna­ten und bedeu­te­te, dass der Staat sei­ne eige­nen ursprüng­li­chen Ver­spre­chen und Ver­pflich­tun­gen gegen­über den Inha­bern von Assi­gna­ten ein­hielt. Spang bleibt den Beleg schul­dig, wie­so die­se Mass­nah­men nun grad dazu hät­ten die­nen sol­len, das ein­fa­che Volk zum Schwei­gen zu brin­gen, vom Aus­gleich der staat­li­chen Finan­zen – wie gesagt – ganz zu schweigen. 

Es ist eine gros­se und simp­le pole­mi­sche Ver­kür­zung, die Par­la­men­ta­ri­er als Ver­sa­ger und als Fein­de des Vol­kes dar­zu­stel­len und ihnen anzu­krei­den, dass sie sehr wohl den Wert der Assi­gna­ten hät­ten garan­tie­ren kön­nen, und dass sie mit ihrem Ent­scheid das ein­fa­che Volk «ver­ra­ten» hät­ten. Wir ken­nen aus der Geschich­te die fata­len Fol­gen der Ankla­ge des «Ver­rats am Volk», die von links bis rechts schon genü­gend miss­braucht wor­den ist. Es ist kei­ne unschul­di­ge Atti­tü­de, die man ein­fach mal so anneh­men kann in der Gewiss­heit, auf der rich­ti­gen Sei­te der Geschich­te zu stehen. 

Die vor­ge­fass­ten ideo­lo­gi­schen Auf­fas­sun­gen und Mei­nun­gen prä­gen nicht nur Spangs Blick auf die Ver­gan­gen­heit, son­dern sie die­nen ihr auch dazu, den Per­so­nen der Ver­gan­gen­heit mora­li­sie­rend Noten zu ver­tei­len für ihr Wohl­ver­hal­ten oder Ver­sa­gen, mit der impli­zi­ten Über­zeu­gung, dass es ein rich­ti­ges Han­deln gege­ben hät­te. Auch in die­sem Sin­ne ist das Buch von Spang bei­spiel­haft und sym­pto­ma­tisch, fin­det sich die­se Hal­tung doch in vie­len Wer­ken der heu­ti­gen Geschichts­for­schung. Die Beur­tei­lung bzw. Ver­ur­tei­lung der Per­so­nen der Ver­gan­gen­heit erfolgt dabei nach den eige­nen heu­ti­gen mora­li­schen Kri­te­ri­en der His­to­ri­ker und His­to­ri­ke­rin­nen. Dabei wird zum einen vor­aus­ge­setzt, dass die oder der Schrei­ben­de eine über­ra­gen­de poli­tisch-mora­li­sche Posi­ti­on hat, die nicht in Fra­ge gestellt wer­den kann, und zum ande­ren wird vor­aus­ge­setzt, dass die Per­so­nen der Ver­gan­gen­heit einen abso­lu­ten Über­blick über die ihnen damals gege­be­nen Optio­nen hat­ten und wil­lent­lich falsch – d.h. unmo­ra­lisch – ent­schie­den haben. 

Bei­de Annah­men müs­sen ent­schie­den in Fra­ge gestellt wer­den. Weder kann ein His­to­ri­ker bzw. eine His­to­ri­ke­rin von sich behaup­ten, die ein­zig rich­ti­ge poli­tisch-mora­li­sche Mei­nung zu haben, es sei denn, er oder sie ver­wechs­le sich mit einem Gross­in­qui­si­tor oder Mei­nungs­papst, noch kann man vor­aus­set­zen, dass die han­deln­den Per­so­nen in der Geschich­te den abso­lu­ten Durch­blick über ihre Situa­ti­on hat­ten — so wenig wie die heu­ti­gen Men­schen in jeder Situa­ti­on mit Bestimmt­heit wis­sen kön­nen, wel­cher Ent­scheid der bes­te ist, sei es für sie selbst oder für die All­ge­mein­heit. So wie die Welt der Gegen­wart kom­plex und manch­mal unüber­sicht­lich ist, so war dies auch die Welt der Ver­gan­gen­heit für die Men­schen, die in ihr leb­ten und wirk­ten. Die Geschichts­schrei­bung soll­te bei aller Aner­ken­nung der Kon­tin­gen­zen, die zu jeder Zeit wirk­ten, auch ein­ge­ste­hen, dass die Geschich­te nach vor­ne nicht voll­stän­dig deter­mi­niert ist, dass die Men­schen zu jeder Zeit ihren Weg im Nebel haben suchen müs­sen, dass sie über die­sen Weg nie einig sind und sein kön­nen, und dass die­se Einig­keit auch nicht gewünscht wer­den kann, da es das Ende der Frei­heit bedeu­ten würde. 

Was haben wir von Spang gelernt?

Sucht man nach der Lek­tü­re des Buches von Rebec­ca Spang die Sum­ma zu zie­hen von dem, was man gelernt hat, so ist das Resul­tat mager. Über Geld, über Wäh­rung und über das Finanz­sys­tem des Anci­en Régime und der Revo­lu­ti­on erfährt man nichts, was über die Erkennt­nis­se vor­an­ge­gan­ge­ner For­schungs­ar­bei­ten hin­aus gehen wür­de, im Gegen­teil, frü­he­re Erkennt­nis­se wer­den bis zur Unkennt­lich­keit ver­ne­belt und von einem Netz ideo­lo­gi­scher Vor­ein­ge­nom­men­heit über­deckt, ja teil­wei­se wer­den frü­he­re Erkennt­nis­se schlicht ver­kannt. Was man dage­gen ken­nen lernt, sind die ideo­lo­gi­schen Ansich­ten von Spang, die ihre Erläu­te­run­gen prä­gen, alles ver­steckt hin­ter einer offen­bar als poli­tisch kor­rekt betrach­te­ten Sym­pa­thie für «das ein­fa­che Volk». 

Es wür­de Spang schon zu viel Ehre antun, wenn man sie als Mar­xis­tin bezeich­nen wür­de. Dafür ist ihre gan­ze Argu­men­ta­ti­on zu unscharf und zu belie­big. Viel eher ist ihr Buch das Resul­tat einer mit vagen lin­ken Vor­stel­lun­gen und Gemein­plät­zen unter­nom­me­nen Lek­tü­re gewis­ser his­to­ri­scher Doku­men­te, deren Aus­wahl und Inter­pre­ta­ti­on eher von vor­ge­fass­ten Mei­nun­gen getra­gen ist als von fach­li­chem Inter­es­se am eigent­li­chen The­ma des Buches, dem The­ma Geld. Tat­säch­lich ist das Buch auch kein wirt­schafts­ge­schicht­li­ches oder wäh­rungs­ge­schicht­li­ches Buch, Spang feh­len schlicht die rele­van­ten fach­li­chen Kennt­nis­se, als dass man es in die­se Kate­go­rie ein­rei­hen könnte. 

Ist es über­haupt ein wis­sen­schaft­li­ches Buch? In der Belie­big­keit der Ver­wei­se und Refe­ren­zen, in den fach­lich fal­schen Infor­ma­tio­nen, in der Lie­be zur wohl­tö­nen­den und schein­bar tief­sin­ni­gen For­mu­lie­rung ist das Buch nach mei­ner Mei­nung eher der Kate­go­rie des «crea­ti­ve wri­ting» als der Wis­sen­schaft zuzuordnen. 

Mein Urteil und das Urteil von Spangs Fachkollegen

Mein Urteil über Spangs Buch ist nega­tiv, und ich habe mich bemüht, die Grün­de dafür aus­führ­lich und detail­liert dar­zu­le­gen. Da taucht natür­lich die inter­es­san­te Fra­ge auf, wie denn die fach­li­che uni­ver­si­tä­re Kri­tik ihr Buch damals beur­teil­te. Ich kann nicht sagen, dass ich eine erschöp­fen­de Suche gemacht habe, habe aber doch auf Anhieb sechs Rezen­sio­nen gefun­den, was zusam­men mit der ein­gangs erwähn­ten Bespre­chung im Times Lite­ra­ry Sup­ple­ment sie­ben macht[29]. In den jüngs­ten Tagen bin ich noch auf zwei wei­te­re Rezen­sio­nen hin­ge­wie­sen wor­den[30]. Der Tenor der neun Kri­ti­ken ist gross­mehr­heit­lich posi­tiv (inklu­si­ve jener im TLS), mit einer Aus­nah­me, der Rezen­si­on von Euge­ne White, einem Spe­zia­lis­ten in Wirt­schafts­ge­schich­te des Anci­en Régime und der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on. Sei­ne Kri­tik ist im Grun­de ein Ver­riss, aber wohl­erzo­gen, höf­lich und sach­lich for­mu­liert. Die ande­ren Kri­ti­ken sind posi­tiv, aber in der Art ihrer Argu­men­ta­ti­on oft nicht weni­ger selt­sam als der Text von Spang selbst, wobei ich manch­mal den Ein­druck gewann, dass sie sich in dem­sel­ben Par­al­lel­uni­ver­sum selt­sa­mer Theo­rien und Wahr­hei­ten – man könn­te auch sagen «codes» – bewe­gen wie die Autorin. Tat­säch­lich kann Rebec­ca Spang ja nicht ein Ein­zel­fall an den Uni­ver­si­tä­ten die­ser Welt sein, und es ist auch klar, dass sich gleich und gleich gern gesellt und sich auch gegen­sei­tig unter­stützt. Kol­le­gen­schel­te ist eher ver­pönt, und anstatt jeman­den zu kri­ti­sie­ren, schweigt man viel­leicht lie­ber und schreibt kei­ne nega­ti­ven Rezen­sio­nen – man trifft sich ja immer wie­der im einen oder ande­ren Gre­mi­um. Bei zwei Kri­ti­ken (Pierre Labar­din, vor allem aber John Sho­v­lin) hat man tat­säch­lich den Ein­druck, dass der Rezen­sent eini­ge Vor­be­hal­te hat, sich aber die Auf­ga­be gestellt hat, posi­ti­ve Punk­te zu fin­den und die Kri­tik in die­sem Ton zu halten. 

Bin ich auf Abwe­gen? Aber sol­che Über­le­gun­gen macht man sich halt als jemand von aus­ser­halb der Uni­ver­si­tät und des Wis­sen­schafts­be­triebs, der per­sön­lich ein nega­ti­ves Urteil über ein Buch hat und sich fragt, wie­so er in den fach­li­chen uni­ver­si­tä­ren Rezen­sio­nen kein Echo der eige­nen Vor­be­hal­te fin­det. Wer hat recht? Für mich selbst ist der Fall klar. 

Über­dies begeg­net mir die­se Form des uni­ver­si­tä­ren Schrei­bens und Den­kens, für die mir Spangs Buch exem­pla­risch als Bei­spiel steht, an zu vie­len Orten, als dass ich sie nicht als bedeu­ten­des Phä­no­men unse­rer Zeit auf­fas­sen müss­te – und auch als Pro­blem. Ich den­ke, in den geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tä­ten man­cher Uni­ver­si­tä­ten wird von eini­gen Leu­ten ein Stil des Den­kens gepflegt, in des­sen Zen­trum nicht intel­lek­tu­el­le Dis­zi­plin, ana­ly­ti­sche Klar­heit und Wahr­heits­su­che steht, son­dern der Wunsch nach Selbst­auf­wer­tung und nach Abgren­zung von den «Nicht-Gebil­de­ten». Man ist dabei manch­mal erin­nert an jene Autoren der Scho­las­tik, die in gemein­sa­mer Front gegen­über den nicht-gebil­de­ten Lai­en die Dun­kel­heit und schwe­re Ver­ständ­lich­keit ihrer Tex­te als Distink­ti­ons-Merk­mal pfleg­ten und kul­ti­vier­ten. Es ist beson­ders bedau­er­lich und betrüb­lich, dass die­se Art von gelehr­ter Schwur­be­lei heut­zu­ta­ge häu­fig bei Autoren und Autorin­nen zu fin­den ist, die sich eher der Lin­ken zuord­nen. Wie­so die­se Ten­denz, sich bis zum Unver­ständ­nis abzu­set­zen vom ein­fa­chen Volk, für das man sonst doch ger­ne sei­ne Sym­pa­thie erklärt? 

Wie dem auch sei. Die posi­ti­ven Rezen­sio­nen des Buches von Spang haben mich auf jeden Fall nicht über­zeugt davon, dass mei­ne eige­nen Ein­wän­de nich­tig sei­en, im Gegenteil. 

Nun könn­te man die­se Art von Büchern ja auch ein­fach igno­rie­ren. Dafür sind sie jedoch zu zahl­reich und ver­stop­fen damit die Kanä­le des wis­sen­schaft­li­chen Arbei­tens. Die­se Art von Büchern stel­len eine zwei­fel­haf­te Anrei­che­rung der wis­sen­schaft­li­chen Publi­ka­tio­nen dar, mit denen sich künf­ti­ge Stu­den­ten und Stu­den­tin­nen wer­den her­um­schla­gen müs­sen und die sie wer­den lesen und zitie­ren müs­sen, sei es auch ableh­nend, um den Anfor­de­run­gen einer voll­stän­di­gen Biblio­gra­fie zum The­ma gerecht zu wer­den. Arme Stu­den­ten und Stu­den­tin­nen! Wel­che Zeit­ver­schwen­dung, die dem wirk­li­chen Ver­ste­hen, das an sich schon viel Zeit und Auf­wand erfor­dert, im Wege steht. Wie vie­le, ohne Erkennt­nis­ge­winn ver­lo­re­ne Zeit! 

Paul Huber, Dezem­ber 2023


[1] Rezen­si­on von Patri­ce Higon­net im Times Lite­ra­ry Sup­ple­ment vom 12. Juni 2015, S. 27, unter dem Titel «Com­mer­ce and eco­no­mic indi­vi­dua­lism in the French Revolution”. 

[2] Sie­he mei­nen Auf­satz «Bank­rott», erschie­nen in der Zeit­schrift NZZ Geschich­te, Num­mer 43, Zürich, Dezem­ber 2022, S. 24–39 (Titel­sei­te: «Revo­lu­ti­on – Stürz­te 1789 ein Staats­bank­rott Frank­reichs Monarchie?»). 

[3] Wil­liam Doyle: Ori­g­ins of the French Revo­lu­ti­on, Oxford Uni­ver­si­ty Press, 1980.

[4] Zum Bei­spiel die von Spang zitier­ten Autoren Phil­ip T. Hoff­man, Gil­les Postel-Vinay, und Jean-Laurent Rosen­thal: Pri­ce­l­ess Mar­kets: The Poli­ti­cal Eco­no­my of Cre­dit in Paris, 1660–1870. Uni­ver­si­ty of Chi­ca­go Press, 2000 (sie­he die Tabel­le auf S. 100). Das Buch ist auch auf Fran­zö­sisch erschie­nen unter dem Titel: Des mar­chés sans prix: Une éco­no­mie poli­tique du cré­dit à Paris, 1660–1870; Édi­ti­ons de l’EHESS. Paris, 2001 (die­sel­be Tabel­le dort auf S. 130). 

[5] Einen exzel­len­ten Über­blick über die ver­schie­de­nen Arten von kurz- und lang­fris­ti­ge Schul­den im Anci­en Régime gibt zum Bei­spiel Euge­ne N. White in sei­nem Auf­satz «Was The­re a Solu­ti­on to the Anci­en Regime’s Finan­cial Dilem­ma?» (in: The Jour­nal of Eco­no­mic Histo­ry, Sept. 1989, Vol. 49, No. 3, S. 545–568):

«When faced with a defi­cit, the Crown issued a varie­ty of debt instru­ments. Long-term secu­ri­ties included the ren­tes per­pé­tu­el­les or con­sols, the ren­tes via­gè­res or life annui­ties, loans hypo­the­ca­ted on the reve­nues of the pays d’é­tats and the city of Paris, the tax far­mers’ secu­ri­ty bonds, and loans from the cler­gy. Most of the government’s short-term debt took the form of tax anti­ci­pa­ti­ons — assi­gna­ti­ons, bil­lets de fer­mes, or rescrip­ti­ons. The government’s debts also included the det­tes exi­gi­bles arriè­rées — a hete­ro­ge­neous group of non-inte­rest-bea­ring pro­mis­so­ry notes.» (S. 546)

[6] Tho­mas J. Sar­gent und Fran­çois Vel­de: The Big Pro­blem of Small Chan­ge, Prince­ton Uni­ver­si­ty Press, 2002. Tho­mas Sar­gent ist übri­gens Nobel­preis­trä­ger in Öko­no­mie (2011). 

[7] eben­da S. 52 und passim

[8] Ange­la Redish: Bime­tal­lism: An Eco­no­mic and His­to­ri­cal Ana­ly­sis; Cam­bridge Uni­ver­si­ty Press, 2000. S. 133.

[9] Ange­la Redish, op.cit, S. 131. Auf die tech­ni­sche Erläu­te­rung des «mint equi­va­lent» von 36 ver­sus 27 Liv­res tour­nois wol­len wir hier nicht ein­ge­hen, dazu eben­so wie für die ande­ren tech­ni­schen Details sei der Leser auf die – äus­serst loh­nen­de – Lek­tü­re des Buches von Ange­la Redish selbst verwiesen. 

[10] Sargent/Velde, op.cit., S. 232

[11] ebenda

[12] eben­da, S. 230ff., Kapi­tel “Infla­ti­on in Spain”. 

[13] Der Titel des Buches geht zurück auf eine For­mu­lie­rung des gros­sen Wirt­schafts­his­to­ri­kers Car­lo Cipol­la. Nach die­sem waren die mit der Bereit­stel­lung von Klein­geld­mün­zen ver­bun­de­nen Pro­ble­me im spä­ten Mit­tel­al­ter und in der frü­hen Neu­zeit wäh­rend Jahr­hun­der­ten kom­plex, er bezeich­ne­te sie des­halb als «the big pro­blem of the pet­ty coins» oder «the big pro­blem of small chan­ge» (sie­he in: Car­lo Cipol­la: Money, Pri­ces, and Civi­liza­ti­on in the Medi­ter­ra­ne­an World, Fifth to Seven­te­enth Cen­tu­ry; Prince­ton Uni­ver­si­ty Press, 1956. Reprint: New York: Gor­di­an Press, 1967, S. 27ff.). Sargent/Velde ergän­zen Cipol­las Erkennt­nis­se mit zusätz­li­chen Bei­spie­len und über­füh­ren sie in ein sys­te­ma­ti­sches öko­no­mi­sches Modell. 

[14] Cipol­la 1956, op.cit., S. 27

[15] Sie­he dazu auch den bereits erwähn­ten Auf­satz: Paul Huber, op.cit. 

[16] Der Begriff «com­mo­di­ty money» wird im Deut­schen meist als «Waren­geld» über­setzt. Viel­fäl­tig sind die Mate­ria­li­en und Objek­te, aber auch Lebe­we­sen (Men­schen und Tie­re), die in der Geschich­te als Waren­geld (und damit als Wert­mass und Rechen­ein­heit) ein­ge­setzt wur­den. Die Bei­spie­le von Lebe­we­sen umfas­sen Kühe, Scha­fe, Pfer­de, aber auch Skla­vin­nen und Skla­ven. Die Bei­spie­le von Mate­ria­li­en rei­chen von den baby­lo­ni­schen Getrei­de­ma­ßen bis zu Gold und Sil­ber, von Pfef­fer­kör­nern bis zu Kau­ri­mu­scheln, usw. usf. 

[17] Marc Bloch: Esquis­se d’une his­toire moné­tai­re de l’Europe, Cahiers des Anna­les, No. 9, Paris, 1954. S. 9. 

[18] Ange­la Redish, op.cit. Das Kapi­tel «The mecha­nics of com­mo­di­ty money» fin­det sich auf S. 13–40.

[19] 45 Mil­li­ar­den Liv­res ist die all­ge­mein genann­te Zahl zum Wert der aus­ge­ge­be­nen Assi­gna­ten. Chris­ti­an Aubin macht eine Schät­zung der vom Staat zurück­ge­nom­me­nen und effek­tiv aus dem Ver­kehr gezo­ge­nen Assi­gna­ten und kommt für Febru­ar 1796 auf einen geschätz­ten Wert tat­säch­lich zir­ku­lie­ren­der Assi­gna­ten von 34,5 Mil­li­ar­den Liv­res. Sie­he : Chris­ti­an Aubin: «Les assi­gnats sous la Révo­lu­ti­on fran­çai­se: un exemp­le d’hy­per­in­fla­ti­on”; Revue éco­no­mi­que, Jul., 1991, Vol. 42, No. 4, S. 745–761, Sci­en­ces Po Uni­ver­si­ty Press, Paris. Sie­he dort die Tabel­le auf S. 760. 

[20] sie­he Aubin, op.cit., S. 760.

[21] Jérô­me Blanc: “La com­ple­xi­té moné­tai­re en France sous l’An­ci­en Régime : éten­due et modes de ges­ti­on,” erschie­nen in: De Pecu­nia, 1994, VI (3), pp.81–111. (Post-Print halshs-00090030).

[22] Klei­nes lokal­his­to­ri­sches Detail zu mei­ner Hei­mat­stadt Basel: Einer der recht­zei­tig aus­ge­stie­ge­nen Inves­to­ren, der Schwei­zer Jean Deu­cher, kauf­te aus sei­nen Gewin­nen das Was­ser­schloss Bot­t­min­gen vor den Toren Basels, nebst ande­ren Besit­zun­gen in der Regi­on, und bau­te es auf­wän­dig im Sti­le sei­ner Zeit um. Sie­he Her­bert Lüt­hy: Les Mis­sis­si­pi­ens de Steck­born et la for­tu­ne des barons d’Holbach; in: Schwei­zer Bei­trä­ge zur All­ge­mei­nen Geschich­te, Vol. 13, 1955 (S. 143–163). S. 154. 

[23] Sie­he Fuss­no­te 5. Die hier erwähn­ten «assi­gna­ti­ons» haben nichts mit der Papier­wäh­rung der spä­te­ren Assi­gna­ten zu tun, aus­ser dem gemein­sa­men Wort­stamm im Namen. 

[24] Eine aus­ge­zeich­ne­te Dar­stel­lung die­ses Sys­tems der Steu­er­päch­ter fin­det sich im Buch von John F. Bos­her: French Finan­ces 1770–1795 — From Busi­ness to Bureau­cra­cy, Cam­bridge Uni­ver­si­ty Press, 1970. 

[25] Zum Steu­er­sys­tem und zum Zusam­men­hang zwi­schen der Finanz- und Schul­den­kri­se des Anci­en Régime und der Revo­lu­ti­on sie­he mei­nen bereits erwähn­ten Auf­satz: Paul Huber, op.cit.

[26] Sie­he Fuss­no­te 5.

[27] Sie­he Fuss­no­te 6.

[28] Pierre Joseph Cam­bon war von 1793 bis 1795 de fac­to Finanz­mi­nis­ter der Revo­lu­ti­ons­re­gie­rung, ohne die­sen expli­zi­ten Titel zu tra­gen. 1793 war er in den Wohl­fahrts­aus­schuss gewählt worden.

[29] Die gefun­de­nen Rezen­sio­nen stam­men von Nico­las Delal­an­de, Micha­el Kwass, Pierre Labar­din, Maria Paga­nel­li, John Sho­v­lin, Euge­ne White — aus­ser jener von Delal­an­de alle in Eng­lisch verfasst:

  • Nico­las Delal­an­de: Revue d’his­toire du XIXe siè­cle [online], Vol. 52, 2016, S. 1–3
  • Micha­el Kwass: The Eng­lish His­to­ri­cal Review, Volu­me 132, Issue 554, Febru­ary 2017, S. 158
  • Pierre Labar­din: Accoun­ting Histo­ry 2019, Vol. 24 (1), S. 158
  • Maria Paga­nel­li: Jour­nal of the Histo­ry of Eco­no­mic Thought, Volu­me 41, Issue 3, Sep­tem­ber 2019, S. 461
  • John Sho­v­lin: The Jour­nal of Modern Histo­ry, Volu­me 88, Num­ber 4, S. 945
  • Euge­ne White: The Jour­nal of Eco­no­mic Histo­ry, Volu­me 76, Issue 1, March 2016, S. 244

[30] Ver­fasst von Tho­mas E. Kai­ser und Jack R. Cen­ser, bei­de in Englisch:

  • Tho­mas E. Kai­ser: The Ame­ri­can His­to­ri­cal Review, Vol. 121, No. 1 (Febru­ar 2016), S. 191–194
  • Jack R. Cen­ser: Jour­nal of Social Histo­ry, Vol. 49, No. 4 (Som­mer 2016), S. 999‑1003

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert